Stop - dem Schmerz eine Absage erteilen Eine neuer Ratgeber hilft Eltern und Kindern, den Weg aus dem Teufelskreis chronischer Schmerzen zu finden. Ständiger Wegbegleiter Mit ihrem Buch „Rote Karte für den Schmerz“ wollen die beiden Autoren, Michael Dobe und Boris Zernikow, Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen und deren Eltern eine Hilfestellung leisten. Viele leiden von Kindesbeinen an unter Dauerschmerz oder häufig wiederkehrenden Schmerzen, deren Ursache oft nicht feststellbar ist. Das Leben wird so zur Qual, sowohl für die Kinder als auch die Eltern. Mit dem Ratgeber sollen Betroffene zu einem normalen Alltag zurückfinden, in dem Lachen und positive Zukunftsgedanken wieder Platz haben. Was ist Schmerz? Einleitend werden die verschiedenen Formen von Schmerz erklärt. Die Autoren erörtern Phänomene wie Schmerzsensibilisierung und Schmerzgedächtnis, sowie Mechanismen, wie das Gehirn Schmerz verarbeitet. Auf die Unterscheidung zwischen akutem und chronischem Schmerz wird hier ebenso eingegangen wie auf dessen Entwicklung, bevor drei häufig vorkommende Denkfallen im Zusammenhang mit Dauerschmerz thematisiert werden. Denkfallen 1. Die Schlussfolgerung, es müsse eine psychische Ursache vorhanden sein, wenn keine körperliche gefunden werden kann. Denn laut Dobe und Zernikow stelle auch eine psychologische Beratung kein Allheilmittel dar. 2. Die gefährliche Annahme, es müsse etwas Körperliches sein, da ein großes Misstrauen gegen sogenanntes "Psychogeschwätz" bei den Betroffenen herrsche. Als Folge werden die Kinder medizinisch auf den Kopf gestellt, eine schwerwiegende Ursache wird in den seltensten Fällen gefunden. Jedoch werden die Kinder vor lauter Testergebnissen, die selbst bei gesunden Menschen nicht alle in der Norm sein könnten, richtiggehend krank geredet. Tragischerweise wird in solchen Fällen oft jahrelang nach Ursachen gesucht. 3. Der Schmerz wird als organisch und "Feind" betrachtet, den es zu besiegen gilt. Drastische Maßnahmen und hohe Einnahmen von Medikamenten sind hier symptomatisch, bis hin zur Abhängigkeit. Maßnahmen Im weiteren Verlauf des Ratgebers finden sich insgesamt 17 Maßnahmen: Sei es zu günstigen und ungünstigen Verhaltensweisen bei Schmerzen, zur Linderung und Bekämpfung chronischer Schmerzen oder zum Umgang mit Verwandten, Lehrern und Ärzten. So lautet beispielsweise Maßnahme 3 „Ablenkungsstrategien erarbeiten“ oder Maßnahme 11 „Der Familienrat“. Maßnahme 14 „Was tun bei Rückenschmerzen?“ wird gefolgt von der Maßnahme „Zusammen an einem Strang ziehen“ und Maßnahme 16 „Weihen Sie die Lehrer ein“. Im Zuge dieser Ratschläge, wie sich Betroffene in bestimmten Situationen helfen können, wird ein breites Spektrum an möglichen Problemen angesprochen. Bis hin zu Tipps für ein gelungenes Gespräch mit dem Arzt. Schmerzbewältigung leicht gemacht? Das Kapitel „Einfache und hilfreiche Techniken der Schmerzbewältigung“ beginnt bei Strategien, um das Selbstwertgefühl der Kinder zu steigern. Hier können sich Eltern Anregungen für den alltäglichen Umgang holen, um den Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl zu legen und dieses aufrecht zu erhalten. Techniken wie „Die Schmerzen malen“, das Führen eines „Schmerztagebuches“ und die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“ werden vorgeschlagen und ausführlich erklärt. Im Anschluss daran weisen die beiden Autoren allerdings sehr wohl auf Alarmzeichen hin, bei deren Auftreten eine schnelle Abklärung erforderlich ist. Eltern können in diesem abschließenden Kapitel nachlesen, wann ein Kinderarzt oder Psychotherapeut für eine schnelle organische oder psychologische Abklärung herangezogen werden sollte. Zu guter Letzt Zum Schluss sprechen Michael Dobe und Boris Zernikow noch einmal das primäre Ziel ihres Buches an: Eltern und dadurch auch Kinder mit Hintergrundwissen und Informationen über hilfreiche Verhaltensweisen bei chronischen Schmerzen zu versorgen. Das Buch sei weder Ersatz für eine professionelle schmerztherapeutische Behandlung, noch sei es zur Selbsttherapie geeignet. Als wirksame Hilfe im Alltag, nicht nur bei Schmerzen, sondern auch bei Stress und Ängsten, kann der Ratgeber jedoch zweifellos betrachtet werden! Informationsblätter und Anlaufstellen In einem sehr ausführlichen Anhang findet man etliche weitere Therapiemöglichkeiten beschrieben, bevor vier „Informationsblätter“ mit verschiedenen Schwerpunkten helfen sollen, der jeweiligen Situation im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Abschließend findet sich noch eine Auflistung von Anlaufstellen und Adressen, die hilfreich sein könnten. Autorin: Mag.a Marlies Weissinger Zu den Autoren: Michael Dobe ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln. Er arbeitet mit dem Schwerpunkt Kinderschmerztherapie und pädiatrische Palliativmedizin. 2006 erhielt er den Stefan-Engel-Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. Seit 2007 ist er Dozent der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie. Boris Zernikow, Dr.med.habil., Chefarzt der Abteilung für Schmerztherapie, Palliativmedizin und Psychosomatik der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln. Seit 2008 am Vodafone Stiftungslehrstuhl der Universität Witten/Herdecke für Kinderschmerztherapie und pädiatrische Palliativmedizin. Er ist Konsiliararzt für Kinderschmerztherapie und pädiatrische Palliativmedizin am Universitätsklinikum Münster (Abteilung für pädiatrische Hämatologie/Onkologie) sowie am Kinderhospiz „Balthasar“ in Olpe. Außerdem wissenschaftlicher Leiter der Datteler Kinderschmerztage-Kongress für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, der alle zwei Jahre stattfindet. Autorin: Mag.a Marlies Weissinger |