Kamasutra - Mythos und Wahrheit Sexuelle Stellungen in allen möglichen, doch wohl nicht immer machbaren Formen, Kerze, Handstand oder Spagat, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wer Kamasutra einzig so versteht, die teils kuriosen Stellungen unbeschadet nachzuahmen, wird womöglich nur wenig Lust erfahren und auch am eigentlichen Sinn dieses Buches vorbeisehen. Das Lehrbuch der Liebe „Kama“ bedeutet übersetzt aus dem altindischen „Liebe“, „Sutra“ bedeutet „Handbuch, Leitfaden.“ Die realitätsgetreuen Abbildungen im gleichnamigen Buch wurden lange Zeit als Handbuch für Sex missverstanden. Das Kamasutra ist das älteste überlieferte, hinduistische Lehrbuch der erotischen Liebe und ebenso ein Buch über die Kunst des Lebens. Der komplette Titel lautet Vatsyayana Kama Sutra, Vatsyayana verfasste das Buch. Das Werk galt als Leitfaden für das erotisch-sexuelle Verhalten mit sehr detaillierten Gebrauchsanleitungen, in denen Erotik und Sexualität als immanenter Bestandteil des menschlichen Daseins gesehen wurden. Der altindischen Morallehre abstammend, zeigt das Kamasutra das dreifache Ziel (Trivarga) im Leben eines Menschen:
Kama wird auch mit „der Genuss der Liebe“ übersetzt. Erotik als Gratwanderung in der Geschichte Das Kamasutra formuliert eine mögliche Ethik der Erotik, indem sie Seele und Körper kombiniert. Vatsyayana weist entschieden darauf hin, dass sexuelle Befriedigung für das körperliche Wohlbefinden ebenso wichtig ist wie beispielsweise die Nahrungsaufnahme. Vatsyayana sieht das Kamasutra als praktischen Leitfaden für andere. Kama als Disziplin soll zum absoluten Höhepunkt führen. Für die Zeit eher unüblich fordert er sogar sexuelle Lust für Frauen und gesteht ihnen das Recht zu, selbst die Initiative zu ergreifen. Beide sollen aufeinander eingehen und gleichermaßen Genuss und Erfüllung in der Liebe finden. Dieser Leitfaden geht also weit über die eigentlichen Liebesstellungen hinaus. Im Kamasutra ist die Liebe eine Kunst. Neben dem eigentlichen Liebesakt gehören Kleidung, Geruch oder Gesänge ebenso dazu wie Beißen, Kratzen, Schlagen und die dazugehörigen Laute. In den Lehren des Kamasutra erfordert die Liebe Talent, aber auch Übung und Unterricht. Auch dient die Erotik abweichend zur christlichen Moral hier nicht nur dem Zweck der Fortpflanzung. Größeneinteilung des Kamasutra Im Kamasutra werden Männer und Frauen nach der Größe des Geschlechts eingeteilt, die Männer nach der Größe ihres Penis, die Frauen nach der Weite ihrer Vagina. Aphrodisiaka Beim Liebesakt übernimmt im Sinne des Kamasutra der Mann den aktiven, die Frau den passiven Teil, ohne jedoch unbeteiligt zu sein. Ziel des Mannes ist die Befriedigung der Frau. Erreicht die Lust trotz Anleitungen aus dem Kamasutra nicht ihren Höhepunkt, soll Zauberei und ihre Lehre helfen. Um die Potenz des Mannes zu steigern und die Frau zu verzaubern, wird auf Aphrodisiaka verwiesen. Als wirksam sollen sich gezuckerte Milch mit Knoblauch und Süßholz erweisen, aber auch Salben zur Vergrößerung des männlichen Glieds. Die Kamasutra-Stellungen Wie soll man bei all diesen Verrenkungen und Verbiegungen noch Freude am Sex haben? Dies ist wohl eine Frage, die häufig beim Anblick der bekannten Bilder gestellt wird . Es überrascht daher kaum, dass viele der beeindruckenden Stellungen dem Hatha-Yoga entstammen. Doch mit etwas Übung kann auch der oder die nicht Yoga-Geübte die Beweglichkeit trainieren. In Bezug auf die Geschlechtsgrößeneinteilung des Kamasutra werden auch drei Arten der Vereinigung unterschieden:
Autorin: Mag.a Nicole Vorauer
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