Hyperhidrose - ausgeprägtes Schwitzen Das Schwitzen ist eine natürliche Funktion, die unseren Körper vor Überhitzung schützt. Die Kontrolle darüber entzieht sich unserem Willen und wird vom vegetativen Nervensystem getragen. Körperliche Anstrengung, hohe Außentemperaturen, Fieber, Hormone oder psychische Faktoren bringen unseren Körper zum Schwitzen. Auch wenn das manchmal unangenehm sein kann, da Schweiß in den Köpfen der Menschen mit Ungepflegtheit gleichgesetzt wird, ist es doch lebensnotwendig und erhält die gesunde Körpertemperatur. Wie stark ein Mensch schwitzt ist individuell verschieden, die Grenze zwischen „normal“ und „krankhaft“ ist deshalb schwer zu ziehen. Tatsache ist, dass medizinisch gesehen ab einem gewissen erhöhten Grad der Schweißproduktion von Hyperhidrose gesprochen wird.
Laut Schätzungen leidet etwa ein Viertel der österreichischen Bevölkerung an einer übermäßigen Schweißproduktion. Diese kann auf eine kleine Fläche beschränkt sein (Hände, Achseln) oder auch größere Körperregionen einnehmen. Die Folgen sind auf jeden Fall unangenehm. Das Schwitzen zählt in unserer Gesellschaft zu den tabuisierten Themen und erschwert den Betroffen den Alltag erheblich. Dabei kann es nicht nur zu sozialen, sondern auch zu beruflichen Schwierigkeiten kommen. Feuchte Hände etwa stellen in vielen Berufen ein ernst zunehmendes Problem dar, je nach Grad der Schweißproduktion kann auch die Berufsunfähigkeit eine Folge sein. Ein feuchter Händedruck wird zudem mit Unsicherheit gleichgesetzt und erschwert soziale Kontakte. Gerade Menschen mit erhöhter Schweißproduktion in den Achseln schämen sich oft dafür und meiden den direkten Kontakt mit anderen. Sind ganze Körperbereiche von der Erkrankung betroffen, kann es besonders unangenehm werden. Die nasse Kleidung muss mehrmals täglich gewechselt werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Natürlich spielen auch ästhetische Gründe eine Rolle.
Im Falle des Auftretens einer Hyperhidrose ist zu unterscheiden, ob die vermehrte Schweißproduktion selbst das Problem ist (primäre Hyperhidrose) oder ob sie Symptom einer anderen Erkrankung (sekundäre Hyperhidrose) ist. Für die primäre Hyperhidrose sind bis heute keine verbindlichen Ursachen bekannt, vielmehr können mehrere Faktoren wirken. So wird vermutet, dass verschiedene Persönlichkeits- und Umweltfaktoren auslösend wirken können. Stress kann sich neben Kopfschmerzen und Müdigkeit auch im übermäßigen Schwitzen manifestieren. Hinzu kommt, dass sich für viele Betroffenen der psychische Stress aufgrund der unangenehmen Folgen des Schwitzens noch zusätzlich erhöht. Laut medizinischen Studien ist die Hyperhidrose auch vererbbar und kann somit von den Eltern auf die Kinder übertragen werden. Die sekundäre Hyperhidrose tritt als Symptom von verschiedenen Erkrankungen auf, wie zum Beispiel Adipositas, Schilddrüsenerkrankungen oder neurologischen Erkrankungen. Auch auf Verletzungen des Schweißzentrum im Gehirn oder des Rückenmarks kann eine erhöhte Schweißproduktion folgen. Mögliche weitere Auslöser sind Nahrungsmittel, Medikamente und Gerüche. Das Schwitzen ist aber nicht nur Symptom, sondern kann in Folge auch Auslöser weiterer Erkrankungen sein. Gerade Hautfalten sind in Gefahr durch verschiedene Erreger von Pilzen befallen zu werden (z.B. Fußpilz), außerdem kann sich die Haut entzünden oder Ausschläge bekommen.
Eine Voruntersuchung führt zur Klärung, ob eine primäre oder sekundäre Form der Hyperhidrose vorliegt. Ist das Schwitzen Begleiterscheinung einer weiteren Erkrankung, kann es durch deren Behandlung reguliert werden. Ist die Hyperhidrose jedoch primäre Ursache, wird eine Therapie notwendig. Dazu gibt es heute mehrere Behandlungsformen, die sich nach der Schwere der Erkrankung richten. Leichte Formen von Hyperhidrose können lokal mit schweißhemmenden Mitteln behandelt werden, die Wirkung ist allerdings meist nicht dauerhaft. Ähnlich verhält es sich mit schweißhemmenden Medikamenten. Sie bewirken nach der Einnahme ein Abnehmen der Schweißproduktion, eine dauerhafte Einnahme kommt jedoch für die meisten Patienten nicht in Frage, da unangenehme Nebenwirkungen, wie Müdigkeit und Darmstörungen, auftreten können. Eine alte und relativ wirksame Methode ist das Wasserbad mit Substanzen, die durch Gleichstrom in die Haut eingebracht werden. Bei regelmäßiger Therapie kann so der Schweiß vermindert werden. Eine relativ neue Methode ist hingegen die Injektion mit Botulinumtoxin – einem Nervengift, das die Schweißproduktion direkt an der Drüse hemmt. Die möglichen Nebenwirkungen und Folgen (z.B. Muskelschwäche) der Anwendung dieses Nervengifts sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Bei schweren Formen der Hyperhidrose kann schließlich auch eine Operation nötig werden. Dabei werden zwei Verfahren angewandt: die Durchtrennung des Sympathikus, der Teil des vegetativen Nervensystems ist, und die Entfernung des Hautareals, das die Schweißdrüsen trägt. Grundsätzlich sind diese Operationen aber immer mit Risiken verbunden und geben keine Garantie auf vollständige Heilung.
Autorin: Claudia Wrumnig |