Siesta - fit aus dem Schlaf Augen zu und durch! Warum weder an diesem Motto noch am Mittagsschlaf etwas faul ist
und er Sie gesund und effizient durch den Arbeitstag bringt. Im Arbeitsalltag lässt sich von einem Nickerchen nach dem Essen oftmals nur träumen: Ein vollgefüllter Terminkalender, beharrlich läutende Telefone, die auf Antworten drängen und die neue Kollegin nebenan, die sich, mit den technischen Anforderungen ihres Jobs noch Kurz ein Auge zudrücken? Ganz ausgeschlossen. Im Gegensatz zum nächtlichen Schlaf, auf den unser Körper keinesfalls verzichten kann, führt der Mittagsschlaf in unserer Gesellschaft ein eher kümmerliches Dasein. Er gilt als verzichtbar und ist in unserem Kulturkreis daher auch kaum verbreitet. Tagsüber zu schlafen ist ein Phänomen, das wir nur aus Kindertagen kennen und dem wir daher längst entwachsen sind. Selbst in unserer Freizeit und innerhalb der eigenen vier Wände leisten wir uns nur noch selten eine Auszeit, bedeutet Schlafen doch einen Zeitverlust, den wir nicht wieder aufholen können. Der Mittagsschlaf als sinnloses Faulenzertum? Diese Überzeugung scheint tief in uns zu stecken. Und dennoch, der mediterrane Lebensstil, mit dem wir den Mittagsschlaf, zu spanisch „Siesta“, verbinden, übt gerade zur Urlaubszeit einen großen Reiz auf uns aus. Bilder von wild gestikulierenden und lebensfrohen Menschen, die der Ernsthaftigkeit des Lebens mit leiblichen Genüssen und einem Gefühl der Unbeschwertheit begegnen und sich unter schattigen Hainen zum Mittagsschlaf niederlassen, bereichern unsere Fantasie. Dass die Uhren in den südlichen Regionen Europas anders ticken als jene höher im Norden, hat als Redewendung zwar ausgedient. Die Siesta hat auch im Süden an Tradition verloren und Platz für eine Arbeitsmoral gemacht, die solchen Müßiggang nicht mehr verträgt. Dass es sich dabei aber um keinen erhaltenswerten und gar nicht erst wünschenswerten Zustand handelt, darüber sind sich Mediziner heute einig. Amerikanische Forscher etwa haben durch eine medizinische Studie an griechischen Einwohnern festgestellt, dass Mittagsschläfer ein deutlich geringeres Herzinfarktrisiko aufweisen als Menschen, die auf ihren Mittagsschlaf verzichten. Wer sich dreimal pro Woche für mindestens eine halbe Stunde Schlaf gönnt, baut Stresshormone ab und senkt so das Risiko, einen tödlichen Herzinfarkt zu erleiden. Im Schlaf findet also ein Stressabbau statt. Zusätzlich werden durch eine Ruhepause neue Energien mobilisiert und die Konzentrationsfähigkeit nimmt nach dem Erwachen wieder zu. Die Arbeitswelt hat den Schlaf inzwischen als wirksames Mittel entdeckt, um der latenten Gefahr eines Burn-out-Syndroms vorzubeugen. Und auch in Bezug auf die Leistungsfähigkeit werden dem Mittagsschlaf wundersame Kräfte zugeschrieben. Ein weiteres Forschungsexperiment erbrachte den Beweis. Während die Leistungswerte jener Menschen, die mittags ohne Schlaf auskommen mussten im letzten Drittel der Arbeitszeit beträchtlich nach unten schnellten, konnten die Mittagsschläfer auch in der letzten Arbeitsphase noch ebenso hohe Leistungen wie am Morgen erbringen. Unternehmen, die sich um Zufriedenheit und Leistung ihrer Mitarbeiter gleichermaßen bemühen, darunter Vorreiter aus Ländern wie Großbritannien, Kanada, Japan und den Vereinigten Staaten, haben die Tradition der Siesta deshalb aus dem mediterranen Raum in die Großstadtbüros gebracht und dem Mittagsschlaf unter dem Schlagwort „Powernapping“ zu neuer Beliebtheit verholfen. Der Mittagsschlaf hat seinen guten Ruf also zurück. Wer ihn unlängst noch mit Naivität und Faulheit assoziierte, hat gute Argumente zur Hand bekommen, um eine Nacht darüber zu schlafen. Der gesundheitliche Nutzen des Mittagsschlafs ist heute unumstritten. Der Verzicht auf ihn lohnt sich nicht mehr und die Wachsamkeit, mit der ihn unser schlechtes Gewissen so lange verdächtigt hat, unsere Untätigkeit zu befördern, ist nun ebenso unbegründet wie die Angst, durch Schlafen sinnvolle Zeit zu verlieren. Im Gegenteil: Wer mittags schläft, lebt gesünder und kann mehr leisten. Schlägt die Kollegin nächstes Mal also eine Kaffeepause vor, um die müden Gehirnzellen wieder auf Schwung zu bringen, schieben Sie doch die Kaffeetasse für fünfzehn Minuten beiseite, atmen Sie tief durch und drücken Sie bewusst beide Augen zu. Autorin: Angelika Stallhofer |