Interkulturelle Kompetenz - Das Fremde verstehen lernen Wer sich im Urlaub etwa mit missverstandenen Handzeichen einen Faux pas leistet, kommt meist allenfalls mit einem peinlichen Gefühl davon. Bei internationalen Geschäftstreffen können die Konsequenzen von einer falsch interpretierten Körpersprache schon weitreichender sein. • Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, mit Personen fremder Kulturen erfolgreich und angemessen umzugehen. Mehr zum Thema• Voraussetzungen sind Sensibilität, Einfühlungsvermögen, ein Verständnis für andere Verhaltensweisen, Denkmuster, Kenntnisse anderer Kulturen und Flexibilität. Dazu zählt mehr als eine Liste der Do’s & Don’ts des jeweiligen Landes! • Ein Bewusstsein für die Kulturgebundenheit der eigenen Wahrnehmungsweise muss gegeben sein. In jedem Fall gilt: mit der voranschreitenden Globalisierung werden kulturelle Eigenheiten nicht nur bewusster gepflegt, sondern es wird auch immer wichtiger, ein tieferes Verständnis kultureller Zusammenhänge und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln. Was ist Kultur? Unter interkultureller Kompetenz versteht man im Allgemeinen die Fähigkeit, mit Personen aus anderen Kulturkreisen und unterschiedlichen Lebenswelten erfolgreich zu kommunizieren. Was aber umfasst der Begriff Kultur? Ist sie länder-, sprachen-, religionsspezifisch? Die Definitionen sind zahlreich, die Verwendungen problematisch. Denn wer mit diesem Begriff nur die Kunst und Geisteskultur eines Gebiets umschreibt, vergisst in dieser elitären Definition die Unterschiede, die in Bezug auf die Lebensweise, Umgangsformen und moralische Einstellungen auftreten können. Nichts desto trotz werden mit diesem engen Kulturbegriff noch immer Machtverhältnisse begründet und sogar Kriege geführt. Ein erweiterter Kulturbegriff bezieht sich vielmehr auf die Lebenswelt, die Menschen durch ihr Handeln schaffen. Dazu zählt auch die Religion, das Verständnis von Ethik, Recht, Technik, die Bildungssysteme, uvm. Auf den Schienen der Geschichte Kulturen sind historisch gesehen zum größten Teil interkulturelle Prozesse, betrachtet man etwa Wanderbewegungen und Kolonialisierungen in der Vergangenheit. Dieses Bewusstsein ist wichtig, nicht nur, um einem Ethnozentrismus, in dem die eigene kulturelle Sichtweise den anderen als überlegen angesehen wird, zu vermeiden. Kulturwissen muss auch historisch fundiert sein, da ansonsten leicht Stereotypen entstehen, die zwar ein erstes Annähern manchmal erleichtern, ein tieferes Verständnis aber oft verhindern. Wahrnehmung ist nicht gleich Wahrnehmung Wenn Weltmarken versuchen, Produkte und deren Werbung international anzugleichen, ist dieses Vorhaben meist zum Scheitern verurteilt. Geschmäcker, Gewohnheiten und auch die Wahrnehmung sind kulturspezifisch unterschiedlich. Deshalb wird dieselbe Waschmittelmarke auf zwei verschiedenen Kontinenten nie gleich duften und ein Kaffee, der in Italien und Großbritannien vertrieben wird, nie identisch schmecken. Vom Eigenen zum Fremden Der angemessene Umgang mit Fremdem und Fremden ist ein Beweis für die interkulturelle Kompetenz. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Fremdheitsbegriff immer relativ und subjektiv ist, da er in einem Bezugsverhältnis zum Selbstbild steht. Einfach gesagt: Das Fremde wird immer aus der Perspektive des Eigenen erklärt. Bei Erfahrungen mit dem Fremdem kommt es zu einer Erweiterung oder sogar einem Austausch von Selbst- und Fremdbildern, deshalb gilt: Wer vielfältige Erfahrungen sammelt und dabei ein gewisses Einfühlungsvermögen zur Schau stellt, verfügt über ein weiteres Typennetz, mit dem er kompetenter handeln kann. Autorin: Mag.a Anne Wiedlack |