Legasthenie - verzerrtes Wahrnehmungsbild „Der Schüler ist zurückgeblieben“, „Ihr Kind kommt einfach nicht beim Stoff mit“, „Er folgt dem Unterricht nicht, fällt negativ auf und langweilt sich“! Solche Aussagen von Lehrern sollten die Eltern aufhorchen lassen: Vielleicht leidet ihr Kind an Legasthenie! Wenn Schüler mit diesen Worten beschrieben werden, folgt bald ein entscheidendes Gespräch mit den Eltern, ob ihr Kind in eine Sonderschule wechseln sollte. Doch bevor man diese Entscheidung trifft, sollte man sich genauer über das legasthenische Syndrom informieren. Man spricht von Legasthenie, wenn der Abstand zwischen den Testergebnissen eines allgemeinen Intelligenztests und einem Rechtschreibtest einen gewissen Wert überschreitet. Das heißt, der Schüler ist überdurchschnittlich intelligent, schneidet aber bei einem Deutschtest aufgrund seiner Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) schlecht ab. Wie denkt ein Legastheniker? Legastheniker sind sehr intelligent, da sie eine wirklichkeitsgetreue und plastische Vorstellung von Dingen besitzen und viele Zusammenhänge intuitiv wissen. Daher litten auch viele Wissenschaftler oder Künstler, die einen großen Erfindungsgeist und Einfallsreichtum hatten, an Legasthenie. Berühmte Bespiele sind Leonardo da Vinci, Charles Darwin und Albert Einstein. Das Prinzip, das den Legastheniker vom nicht-legasthenischen Menschen unterscheidet, ist einfach erklärt: Der „normale“ Mensch merkt sich Wörter nonverbal (denken durch innere Bilder) und verbal (denken mit den Lauten der Sprache). In Bildern zu denken ist viel schneller und genau auf diese Denkweise spezialisiert sich das legasthenische Kind. Solange es passende Bilder zu den Wörtern findet, hat es kein Problem beim Lesen (z.B: Hund). Doch wenn in Sätzen „auch“, „dann“ oder „das“ vorkommt, findet es keine inneren Bilder dazu und es kommt zum Auslassen oder Stottern von Wörtern. Durch die entstandenen Lücken kommt es zur Verwirrung und Desorientierung. Dieses Phänomen ist uns allen bekannt, wenn wir zu vielen Sinneswahrnehmungen und Reizen ausgesetzt sind. Die Desorientierung verursacht bei Legasthenikern auf der einen Seite eine vielschichtigere Wahrnehmung und lässt Inspiration und Intuition entstehen, auf der anderen Seite jedoch kommt es zur Ausbildung von „Lernbehinderungen“ in den Bereichen Rechnen, Schreiben und Lesen. Legasthenie erkennen Die häufigsten Anzeichen sind:
Viele an Legasthenie leidende Kinder sind hyperaktiv, haben einen großen Wissensdrang und fühlen sich aufgrund ihresflinken Verstandes schnell von Dingen gelangweilt. Entstehungstheorien Bei der Entwicklung von Legasthenie gibt es eine Reihe an Hypothesen, jedoch noch keine genaue Aussage. In der Neurologie glaubt man, dass bei Legastheniker eine Hemisphärenasymmetrie besteht, das heißt, die rechte und linke Gehirnhälfte sind beim Lesen oder Schreiben nicht aufeinander abgestimmt. Andere glauben an eine Gedächtnisstörung, bei der die Figur-Grund-Wahrnehmung und das Kurzzeitgedächtnis nicht einwandfrei funktionieren und dadurch Wörter nur kurz behalten werden können. Weitere mögliche Ursachen stellen ein Wahrnehmungsverarbeitungsproblem und eine Störung in der Verarbeitung der Sprachlaute dar. Erste Schritte in Richtung Heilung Bei Verdacht auf diese „Lernbehinderung“ müssen zuerst durch einen Arzt Sinnesbeeinträchtigungen ausgeschlossen werden. Auch eventuelle psychische Faktoren, wie Tod eines Familienmitgliedes oder Trennung der Eltern, müssen berücksichtigt werden. Wird dann Legasthenie diagnostiziert, bieten verschiedene Institute unterschiedlichste Therapien an. Doch für welche man sich entscheidet, hängt immer davon ab, wie stark die Beeinträchtigung durch Legasthenie ist und welcher Heilungsweg der Vorstellung des jeweiligen Patienten entspricht. Autorin: Sandra Haindl |