Stachelbeere süß-sauer - ein rauer Geselle mit Überraschungseffekt
Stachelbeere süß-sauer - ein rauer Geselle mit Überraschungseffekt
Wer die Gegensätze liebt, ist bei der Stachelbeere gut bedient, denn die kratzigen Stachelbeeren sind Früchte voller Gegensätze – eine raue derbe Schale, die ein saftiges Fruchtfleisch umhüllt, das einerseits herb und säuerlich schmeckt, zugleich aber auch zuckersüß auf der Zunge zergeht.
Stachelbeere süß-sauer - ein rauer Geselle mit Überraschungseffekt
Mehr zum Thema
» Klein, rund, sauer - Hochsaison für frische Ribisel
» Kürbisrezepte - der vielfältige Südamerikaner hat einige geschmackliche Facetten
» Bluthochdruck - eine Volkskrankheit?
» Rosskastanie - die Arzneipflanze des Jahres 2008
» Essig - eine saure Sache die gesund macht

Stachelbeeren, mancherorts im Volksmund auch liebevoll Ågråsel genannt, gibt es in weißen, grünlichen und rötlichen Färbungen, je nach Art variieren auch Größe und Geschmack. Jede Sorte für sich hat außerdem eine andere Beschaffenheit der Schale. Die Palette reicht von sehr haarig bis fast glatt. Eine reife Beere, die kurz vor der Ernte steht, nimmt einen fast schon glasigen Schimmer an und auch ganz reife Früchte lassen trotz großer Süße einen säuerlichen Geschmack niemals vermissen.

Der ursprünglich aus Himalayaregionen stammende Stachelbeerstrauch ist in Europa sehr geschätzt, er ist ein nahezu anspruchsloser Gast im Obstgarten, eine robuste Pflanze, die fette Böden liebt. In England könnte man die Früchte als nationales Lieblingsobst bezeichnen, viele Sorten wurden dort kultiviert und geschmacklich verfeinert. Auch hierzulande findet man kaum einen alten Bauerngarten, der zwischen Kräutern und Gemüse nicht den ein oder anderen Stachelbeerstrauch beherbergt. Selbst alte Pflanzen, deren Holz schon morsch wirkt, können über einen Zeitraum von mehreren Jahren noch reichlich Ernte tragen.

Stachelbeeren gehören zur botanischen Familie der Ribes und sind somit eng verwandt mit der Ribisel, auch Johannisbeere genannt. Diese Verwandtschaft hat es ermöglicht, dass die beiden Beerensorten miteinander eingekreuzt werden konnten. Das Ergebnis heißt Jostabeere oder auch Jochelbeere. Die weitgehend unbekannte Beerenfrucht dieser Hybridpflanze hat wiederum ein eigenes Aroma und Qualitäten und hat erst kürzlich ihren Einzug in die Nahrungsmittelindustrie genommen.

Was die Inhaltsstoffe der Stachelbeere betrifft, so ist sie schon fast ein kleines Wunderwerk, das sich hinter anderen Obstsorten nicht zu verstecken braucht. Ihr hoher Zuckergehalt kommt dem der Weintraube sehr nahe, die in ihr enthaltenen Säuren, vorwiegend Zitronensäure und Apfelsäure, regen Appetit und Verdauung an, ebenso wie der enthaltene Ballaststoff Pektin, der den Darm reinigen hilft und den Verdauungsvorgang vorantreibt. Der hohe Kaliumgehalt der Stachelbeere wirkt entwässernd, während das reichhaltig vorhandene Spurenelement Silizium für einen stabilen Zellaufbau verantwortlich ist. Wer also an Venenbeschwerden leidet, dem sei eine Stachelbeerkur angeraten. Zu guter Letzt haben auch noch die Fruchtsamen der Beere eine, der Leinsaat ähnliche, verdauungsstimulierende Wirkung.

Die Stachelbeere bietet auch in der Küche Abwechslung. Wem das Naschen der frischen Früchte kulinarisch nicht reicht, der bäckt Stachelbeerkuchen und Muffins, kocht die Beeren als Kompott, Marmelade und Gelee ein.
In England serviert man Stachelbeeren als Chutney zu Fleisch und Geflügel, in Frankreich wiederum als Gelee zu gebratenen Garnelen. Gekocht werden grundsätzlich die noch nicht ganz reifen grünlichen Früchte, die vollreifen verwendet man für Marmelade oder lässt sie sich gleich im Munde zergehen.

Autorin: Julia Stern *

Bildquelle: © Monika Adamczyk - Fotolia.com

Kommentare