Die anthroposophische Medizin - Magie der Selbstheilungskräfte Während sich die einen als Patienten durch ihre individuelle Behandlung so gut aufgehoben fühlen, wie sonst nirgends, verteufeln sie die anderen als Magie und unwissenschaftliche Quacksalberei: Kaum eine Heilmethode ist so umstritten wie die anthroposophische Medizin. Was verbirgt sich hinter diesem rätselhaften Namen, wie wirksam ist die Methode und was behaupten die Gegner? 2 von 3 Für die Entwicklung und Erhaltung der Gesundheit setzt die anthroposophische Medizin ein Zusammenwirken der Wesensglieder und Funktionssysteme in einer je nach dem Alter unterschiedlichen Dominanz voraus. Krankheit entsteht dann, wenn das Zusammenspiel gestört wird und sich eine Unausgewogenheit ausbildet, die der Körper nicht selbst ausgleichen kann. Hier wird ein psychosomatischer Ansatz sichtbar: So kann etwa ein nicht mehr richtiges Funktionieren des Gefühlslebens das Herankommen einer Krankheit in sich bergen. Dennoch betrachtet die Heilmethode Krankheit nicht nur als negativ, sondern ganz im Gegenteil als Chance für Körper, Geist und Seele, durch welche diese lernen und zu neuen Kräften und Fähigkeiten gelangen können. Die nach anthroposophischen Gesichtspunkten ausgewählten Medikamente, bei denen auch die geistige Essenz des Heilmittels im Mittelpunkt steht, sollen den Lernprozess unterstützen und das Gleichgewicht wieder herstellen. Diese richten sich nicht auf die Symptome, sondern unterstützen vielmehr die Selbstheilungskräfte.
Karma, Wiedergeburt und „Erbschuld“
Wodurch aber entsteht dieses oben genannte Ungleichgewicht? Die Anthroposophie geht davon aus, dass wir viel physisch Wirkendes in uns tragen, das in einem früheren Erdenleben bloß Seelisches war. Mangelndes Interesse aus einem Erdenleben kann sich in die karmisch seelisch-geistige Gesundheitslage des nächsten verwandeln. Der Gründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, (siehe Kasten) schreibt somit dem Patienten einen gewissen Eigenanteil an seinem Schicksal zu. Dieser Vorstellung muss man nicht folgen, um die anthroposophische Medizin für sich zu nutzen, Anhänger schlagen vielmehr vor, den Eigenanteil neutral zu betrachten und einen Ansporn daraus zu ziehen, die „Schwierigkeiten“ zu beheben.
Behandlung und Therapieverfahren
Die therapeutischen Maßnahmen in der anthroposophischen Medizin sollen die Selbstheilungskräfte anregen. Werden vom anthroposophischen Arzt, der immer ein klassisches Medizinstudium inklusive Ausbildung zum Allgemeinmediziner bzw. Facharzt abgelegt haben muss, Medikamente eingesetzt, spielt die chemische Beschaffenheit der mineralischen, pflanzlichen, tierischen oder menschlichen Heilmittel eine untergeordnete Rolle, wichtiger ist hingegen der kosmisch-irdische Rhythmus, wie die Tages- oder Jahreszeit und Wärme-Kälte-Prozesse, und die Zuordnung der Pflanzen zu den jeweiligen Funktionssystemen. Die Substanz soll dem Organismus das abnehmen, was er zurzeit nicht ausführen kann. Gearbeitet werden kann auch mit einer Kunst-, Musik- oder Gesprächstherapie, sowie mit rhythmischen Massagen. Das Ziel der Behandlung ist letztlich die Weiterentwicklung des Menschen.
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