Einst...
Einst haben wir uns richtig Mühe gemacht an den Tagen vor ihrem großen Tag. Haben riesige, bunt leuchtende Herzen auf Packpapier gemalt und mit allerlei Schnörkeln versehen, sind in den Garten gerannt, um die schönsten Blumen aus dem Beet zu reißen und haben ihr zu Ehren Gedichte geschrieben, in denen es versprechungsvoll hieß, von nun an würden wir immer freiwillig beim Geschirrabtrocknen helfen. Ans Ausschlafen haben wir am Muttertag ohnehin nicht gedacht. Schließlich sollte der Tisch bereits mit Blumen und Herzen gedeckt sein, kam sie zum Frühstücken in die Küche.
Heute
Irgendwie sind wir der Aufregung um den Muttertag aber dann doch Stück für Stück entwachsen. Natürlich bringen wir immer noch Blumen und Geschenke, vielleicht nicht so kreative wie einst, doch es geht ja nur um die Geste der Dankbarkeit. Gut, dass man darauf nicht vergessen kann, haben die Parfümerien dieser Welt es doch früh genug angekündigt. Liebenswert auch die Floristen, die so versiert darin sind, noch am Muttertag ganztags schöne Sträuße und Schleifen zu binden. Die Sache mit der Dankbarkeit haben wir übers Jahr nämlich auch eher schleifen lassen.
Danke für die Blumen, aber…
Zweifellos können sich die meisten Mütter an farbenfroh blühenden Botschaften erfreuen. Ebenso lieb und wahrscheinlich noch lieber hätten sie es allerdings, riefen wir öfter an, gingen wir öfter mit ihnen essen, nähmen wir ihre Sorgen etwas ernster und erzählten wir ein wenig mehr aus unserem Leben, als nur, dass wir momentan zu viel um die Ohren hätten. Ein echtes Dankeschön zwischendurch, ein kleiner Strauß Blumen, der unerwartet kommt: Spontane Gesten sind in ihrer Wirkung nicht zu übertreffen, will man andere Menschen zum Lächeln bringen. So hatte auch die Begründerin des Muttertages mit Sicherheit mehr im Sinn gehabt, als nur, die Töchter und Söhne dieser Welt zum Blumenkauf anzuregen.
Geschichtliches über den Muttertag
Der Muttertag und das Blumenschenken zu diesem Anlass gehen auf die amerikanische Methodistin Anna Marie Jarvis zurück. Deren Mutter, Ann Maria Reeves Jarvis, hatte als Anhängerin der amerikanischen Frauenbewegung versucht, eine Mütterbewegung zu gründen Am 12. Mai 1907, dem Sonntag nach ihrem zweiten Todestag, organisierte ihre Tochter erstmals ein „Memorial Mothers Day Meeting“. Ein Jahr später wurde die Andacht am zweiten Maisonntag wiederholt und als Symbol der Liebe und Anerkennung erhielten alle anwesenden Mütter eine weiße Nelke. Jarvis engagierte sich von da an für die Schaffung eines Feiertages zu Ehren der Mütter und hatte Erfolg. 1914 wurde der Muttertag in den USA zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Internationale Verbreitung fand der Muttertag mithilfe der 1912 gegründeten „Mother’s Day International Association“. Nach England, der Schweiz und den skandinavischen Ländern, kam der Muttertag 1923 nach Deutschland und 1924 nach Österreich. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er in den Dienst der „Herrenrasse“-Ideologie gestellt. Die Nachwuchs gebärende Mutter wurde glorifiziert, schließlich wurde sogar das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“ eingeführt und am Muttertag verliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr der Muttertag eine neue Interpretation: Seine kommerzielle Ausschlachtung ließ sich nicht mehr aufhalten, sodass Anna Marie Jarvis es letztlich bereute, sich für diesen Ehrentag eingesetzt zu haben. Heute floriert das Geschäft mit dem Muttertag im buchstäblichen Sinne. In den meisten Ländern der Welt wird er, der Tradition von Jarvis folgend, nach wie vor am zweiten Maisonntag gefeiert. Spanien, Portugal und Ungarn feiern bereits eine Woche zuvor, Frankreich und Schweden erst Ende Mai. Im Osten werden Mütter am 8. März, dem Internationalen Frauentag, geehrt, in anderen Ländern zu Frühlingsbeginn am 21. März. Auch richtet er sich an manchen Orten nach dem Geburtstag wichtiger Frauenfiguren. So begeht ihn der Iran am Geburtstag von Fatima, der Tochter des Propheten Mohammed. In Thailand ist es der 12. August, der Geburtstag von Königin Sirikit, an dem man die Mütter hochleben lässt. Doch wie gesagt, Blumen und nette, aufrichtige Worte werden jederzeit gern entgegen genommen: Von jeder Mutter an jedem Ort dieser Welt.
Autorin: Mag.a Angelika Stallhofer