Seelenfrieden - Harmonie im Inneren
Seelenfrieden - Harmonie im Inneren
Das Buch „Die Seelenheilerin“ nimmt sich in einem fiktiv-historischen Rahmen der Seelenheilung und Mesmers Lehre des Heilmagnetismus an.

Hallo Seele!

„Nichts kann die Seele heilen als die Sinne, so wie nichts die Sinne heilen kann als die Seele“, schrieb Oscar Wilde in seinem Bildnis des Dorian Gray. Wir alle kommen dann und wann im Leben an einen Punkt, an dem wir uns in seelischer Bedrängnis fühlen – zerstreut, verloren und hilflos. Die Auseinandersetzung und der Dialog mit dem eigenen Innenleben begleiten den Menschen wohl schon seit er sich bewusst ist, dass er überhaupt eine Seele besitzt. Während die einen argumentieren, dass die Seele den Menschen ihre Persönlichkeiten verleiht, sieht die Theologie die Bestimmung der Seele in ihren drei Seelenvermögen, der Würde, dem Geist und der Gnade. Für die Naturwissenschaft, wie wir sie kennen, scheint die Seele nicht zugänglich, weil ihre Existenz schlichtweg nicht fassbar, nicht sichtbar sein mag. Somit mutet die enge Verbundenheit mit dem theologischen Glauben und dem Übersinnlichen an, die bereits Hippokrates manifestierte. Heute fallen Annoncen zur Seelenheilung, Seelenreinigung und Seelenerleuchtung auf fruchtbaren Boden. Warum? Weil die Seele des Menschen bester und manchmal auch einzig wahrer Freund ist.

Im irdischen Jammertal

Cordelia Preston und ihre Freundin Rillie sind mittelmäßige Schauspielerinnen, die sich aus finanziellen Gründen im Bloomsbury des 19. Jahrhunderts dazu entschließen, ein Hypnosestudio zu eröffnen. Schon bald sind die schauspielerischen Fähigkeiten nicht mehr von Nöten, als Cordelia entdeckt, dass sie tatsächlich über die verblüffende Gabe verfügt, Menschen in Not von körperlichen und seelischen Schmerzen zu befreien. Das Geschäft mit dem Heilmagnetismus in London boomt, doch die Seelenheilerin, selbst in ihrer Jugend von unglücklichen Lebensumständen gebeutelt, wird von ihrer Vergangenheit eingeholt und in einen Schlund tragischer Schicksale gezogen, die Cordelia als einst populäre Heilerin ins gesellschaftliche Abseits manövrieren. Der historische Roman der Neuseeländerin Barbara Ewing, die sich ursprünglich wie ihre Romanfigur als Schauspielerin einen Namen machte, führt den Leser behutsam in die esoterischen Künste ein, die im 19. Jahrhundert großen Anklang fanden. Achtet man auf den Originaltitel des Buches „The Mesmerist“ wird klar, dass sich unter Ewings fiktivem Mantel die noch heute umstrittene Thematik des Mesmerismus abzeichnet.

Heilende Anziehung

Der Deutsche Franz Anton Mesmer war zwischen 1734 und 1815 als Arzt, Heiler und später auch als Begründer der Lehre des animalischen Magnetismus, auch Mesmerismus, bekannt. Schon zu Lebzeiten war seine Lehre, die das unsichtbare Prinzip beschreibt, das einen Organismus durch entsprechende Vorkehrungen und Berührungen mit Strömen durchfließt und in Folge heilt, umstritten. Die katholische Kirche erklärte den Mesmerismus 40 Jahre nach dem Tod des Mediziners zum gefährlichen Irrtum, die Wissenschaft versiegelte das Phänomen als unhaltbar. Dennoch ist und war der Heilmagnetismus der Vorläufer der Hypnose, wie wir sie heute kennen und somit ist Mesmers Erkenntnis, dass von der Seele alles Gute und Böse für den Körper und den ganzen Menschen ausgeht und von dort somit auch zu ihm fließt, in der Tiefenpsychologie und psychosomatischen Medizin auch heute noch präsent und findet auf diesen Gebieten als Bindeglied zwischen Paracelsus und der Freudschen Psychoanalyse rege Anwendung. Die magnetische Kraft, die laut Mesmer in jedem von uns schlummert, kann natürlich nur dann genützt werden, wenn man ihr Glauben scheint. Eine Bedingung, die auch bei vielen anderen Verfahren zur Selbstheilung gilt. Um es in den Worten des Philosophen Arthur Schopenhauers auszudrücken: „Wer heutzutage die Tatsachen des animalischen Magentismus und seines Hellsehens bezweifelt, der ist nicht ungläubig, sondern unwissend zu nennen.“

Fazit: Die in London lebende Autorin Barbara Ewing befasst sich unter Einbezug des damaligen Zeitgeists und Kolorits der britischen Hauptstadt des 19. Jahrhunderts behutsam und auf eine für den Leser bis zum Schluss fesselnde Weise mit dem esoterischen Thema des Magnetismus, dessen Heilungserfolge damals wie heute polarisieren und Zeitgenossen in ihrer Skepsis die scharlatanische Schublade öffnen lässt.

Barbara Ewing, Die Seelenheilerin, erschienen im Rowohlt-Verlag, 2009.
 

Autorin: Mag.a Tina Veit

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