AIDS/HIV - Österreicher wollen mehr Information
AIDS-HIV - Österreicher wollen mehr Information
Eine erstmals in Österreich in sämtlichen Altersgruppen durchgeführte Studie (GfK) über die Wahrnehmung von HIV/AIDS zeichnet ein ernüchterndes Bild, was Herr und Frau Österreicher über diese Viruserkrankung denken und wie mit der Problematik umgegangen wird. Zusätzlich gehen viele beim Schutz gegen sexuell übertragbare Infektionen sehr fahrlässig um – nur rund 50% der Befragten schützen sich.

Im Erhebungszeitrum (26. April bis 12. Mai 2010) wurden österreichweit 1.000 Personen rund um das Thema HIV/AIDS befragt und eines wird nachwievor sehr deutlich: Mit abnehmendem Bildungsniveau sinkt auch das Wissen über die Thematik.

Sehr deutlich wird die Unwissenheit auch bei Zustimmungen zu Aussagen wie „Menschen, die normal leben, bekommen kein HIV/AIDS“ oder „AIDS ist eine Krankheit, mit der sich nur Homosexuelle und Drogensüchtige anstecken“. Auf der anderen Seite besteht aber bei mehr als der Hälfte der Befragten durchaus das Bedürfnis, mehr über den Virus und die Krankheit zu erfahren. Über ein Drittel gibt sogar an, dass sie das „Thema HIV/AIDS sehr interessiert“. Und hier sind es wieder Menschen mit hohem Bildungsniveau, die sich deutlich abheben.
 

Bildung macht den Unterschied

„Das Wissen und das Bewusstsein für HIV/AIDS sind sehr bildungsabhängig“, weiß Dr. Christine Buchebner von GfK Austria. „Die Ergebnisse der aktuellen Befragung zeigen: Obwohl 98% der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren die Begriffe HIV und AIDS bereits mindestens einmal gehört haben, fühlt sich ein Viertel eher schlecht bis sehr schlecht informiert. Erst mit steigender Schulbildung steigt auch deutlich das subjektive Gefühl, gut informiert zu sein.“

6 von 10 Österreicher sind der Ansicht, dass noch immer – oder wieder – viel zu wenig über HIV/AIDS gesprochen wird, wobei hier deutlich wird, dass jene Menschen, die sich gut über das Thema informiert fühlen, noch deutlicher Aufklärung/Information fordern, als jene, die sich weniger gut informiert fühlen.

Wegschauen und Verdrängen: Vogel Strauß regiert weiter
Irrglauben wie „Menschen, die normal leben, bekommen kein HIV/AIDS“ halten sich weiterhin beharrlich bei rund 40% der Österreicher. Deutlich bessere Ergebnisse zeigen sich hier in den Gruppen mit hohem Bildungsniveau, wo das nur mehr 28% glauben oder bei den Schülern (Studie 2007, 25%).

„Erschreckend ist auch der Umstand, dass noch immer mehr als ein Viertel der Befragten denkt, AIDS sei eine Krankheit, mit der sich nur Homosexuelle und Drogensüchtige anstecken können“, so Dr. Buchebner. „Auch hier findet sich ein eindeutiger Hinweis, dass Aufklärungskampagnen in Schulen Früchte tragen, denn je länger die Schullaufbahn, desto geringer ist der Anteil derer, die solchen Vorurteilen Glauben schenken.“

Illusion Safe Sex
Problematisch ist nach wie vor, was Herr und Frau Österreicher aktiv unternehmen, um sich vor HIV zu schützen: Jeder Zweite gibt an, sich zu schützen, aber nur die Hälfte davon verwendet dazu ein Kondom. Noch immer gilt bei vielen Menschen die Ehe bzw. Treue in einer festen Beziehung als „sicherer“ Schutz vor einer HIV Infektion.


HIV-Neuinfektionen in Österreich
(Quelle: Österreichischer HIV-Kohortenstudie 2010, Lancet 2008; 372: 293–99; Pszniak A:THPL0101)

„Die Zahl der jährlich neu diagnostizierten HIV-Infektionen in Österreich stieg in den letzten zehn Jahren von 313 auf durchschnittlich 500 pro Jahr an“, berichtet OA Dr. Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen AIDS Gesellschaft. Seit 1992 liegt beim positiven HIV-Test das mediane Alter zwischen 30 und 36 Jahren. Der prozentuelle Anteil an Frauen liegt dabei bei 30,7%, mit Höchstraten von 38,2% in Oberösterreich und Vorarlberg. Betrachtet man nur jene Gruppe die durch heterosexuelles Risikoverhalten die HIV-Infektion akquiriert hat, so sind Frauen zu 54,4% betroffen.

Seit dem Jahr 2000 haben sich insgesamt 45,1 % auf heterosexuellem Weg mit dem HI-Virus infiziert. Die Infektion erfolgte bei 43,3% über heterosexuelle, bei 35,3% über homosexuelle Kontakte (MSM) und bei 15,8% über Drogenkonsum (IDU).

Das durchschnittliche Alter der PatientInnen beträgt 43,7 Jahre und weicht in den verschiedenen Bundesländern nur geringfügig voneinander ab. 7,6 % der Betroffenen sind älter als 60 Jahre, 23,3% älter als 50 Jahre. Der Großteil der in Österreich in Behandlung stehenden Betroffenen, nämlich 77,7%, sind Österreicher. 10,2% stammen aus Hochprävalenz-Ländern und 10,4% aus Ländern mit niedriger HIV-Prävalenz („Prävalenz“: Krankheitshäufigkeit).


Lebenserwartung von HIV-Infizierten

Die Mortalität ist seit der Einführung der Kombinationstherapie drastisch rückläufig. Im Jahr 1995 betrug die Todesrate für AIDS-Patienten 25,5 pro 100 Personenjahre. Derzeit liegt die Todesrate unter 10 pro 100 Personenjahre für Männer und unter 5 für Frauen.

Heutzutage darf ein HIV-infizierter 20-jähriger Mensch mit einer Lebenserwartung von zusätzlichen 49,4 Jahren, ein im Alter von 35 Jahren HIV-infizierter mit einer Lebenserwartung von zusätzlichen 37,3 Jahren rechnen.
 

Mutter-Kind-Übertragung

Durch die antiretrovirale Kombinationstherapie konnte auch das Risiko der Mutter-zu-Kind-Übertragung effizient reduziert werden. In Kombination mit einer Kaiserschnittentbindung und Stillverzicht, liegt das Infektionsrisiko für das Kind bei unter 1%.


Kombinationstherapie: Risiko und Erfolg

Die komplette Suppression der Virusreplikation ist das Ziel einer antiretroviralen Kombinationstherapie. Dies ist bei spezifischer sowie engagierter Betreuung in 80-90% der PatientInnen zu erreichen. Mit einer so effektiv wirksamen antiretroviralen Kombinationstherapie, wird auch die Infektiosität der HIV-positiven Menschen auf ein Mindestmaß reduziert, d.h. das Risiko, die HIV-Infektion weiterzugeben, entspricht dem Risiko „des täglichen Lebens“.

„Diesen absolut positiven Erfolgen stehen aber nach wie vor große Herausforderungen gegenüber“, so Dr. Schmied. „Das Risiko weitere chronische Erkrankungen zu akquirieren, erhöht sich maßgeblich auch aufgrund der Tatsache, dass die PatientInnen immer älter werden und damit auch die Wahrscheinlichkeit ansteigt, zusätzlich eine Blutzucker- oder kardiovaskuläre Erkrankung zu bekommen. Die HIV-Infektion per se und auch die antiretroviralen Medikamente scheinen dieses Risiko zu verstärken.“ Osteoporose, Depressionen, Blutfetterhöhungen sind weitere Beispiele für Komorbiditäten.


Todesursachen bei AIDS

Daraus ergeben sich auch die aktuellen Todesursachen. In 11% der Fälle sind kardiovaskuläre Erkrankungen, in 12% maligne Erkrankungen und in 14% Lebererkrankungen die Ursache. In 32% stellt AIDS die Ursache dar. Grund dafür ist vorwiegend die Tatsache, dass 25-30% der Patienten erst zum Zeitpunkt des weit fortgeschrittenen Immunmangelsyndroms, mit Auftreten der ersten AIDS definierenden Erkrankung, als HIV-positiv diagnostiziert werden.


Diagnose AIDS

Eine späte Diagnose wird so definiert, dass AIDS weniger als 3 Monate nach der HIV-Diagnose ausbricht. Ein höheres Risiko für eine späte Diagnose haben Ältere, Männer, Patienten und -innen, die sich auf heterosexuellem Weg infiziert haben, sowie Personen, die aus Endemieländern stammen.
Dr. Schmied: „Generell kann angemerkt werden, dass die häufige späte Diagnose ein europäisches/weltweites Problem darstellt und Strategien für eine effizientere Testung entwickelt werden müssen.“

Die unkomplizierte Durchführung und Möglichkeit zur Testung sind dabei ein essentieller Faktor (Schnelltest). Beratung und Information dürfen allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Das Gespräch mit den PatientInnen ist auch im Hinblick auf die Evaluierung eines möglichen Risikoverhaltens wichtig und Voraussetzung, um den Menschen anzuraten, einen HIV-Test zu machen. Die Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung sind gewichtige Gründe für eine gewisse „Scheu“ einen Test machen zu lassen.


Treatment is Prevention

Dabei gilt allerdings heute: Treatment is Prevention – eine HIV-Infektion muss heutzutage nicht mehr zwingend zum Ausbruch von AIDS führen. Aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeiten bei uns haben Infizierte eine nahezu ‚normale/durchschnittliche’ Lebenserwartung. Deshalb ist es notwendig zum Test zu gehen, um frühzeitig eine HIV-Infektion zu erkennen und zu behandeln (weitere Informationen: www.aidsgesellschaft.org).


Medien, Eltern und das Schulsystem sind gefragt

„Junge Menschen sind der Schlüssel im Kampf gegen die Epidemie. In Österreich infizieren sich heute noch bis zu zwei Menschen täglich. Jede dieser Infektionen könnte verhindert werden. Prävention ist sowohl kostengünstig als auch machbar! Ich appelliere nicht nur an die Medien, die Information und Aufklärung über HIV auch abseits des Life Ball zu thematisieren, sondern auch an die Eltern und an das österreichische Schulsystem: Werden Sie aktiv, reden Sie mit Kindern über die Ansteckungsgefahr durch AIDS – zeitgerecht!“, sagt Gery Keszler, Obmann AIDS LIFE und Life Ball-Organisator. Seit 1993 kämpft Keszler und sein Team unermüdlich um Aufmerksamkeit für das Thema HIV/AIDS, um Solidarität mit den Betroffenen, offenen Zugang zur Sexualität und Gleichstellung aller Formen des Zusammenlebens – nicht nur an einem einzigen Tag, sondern im täglichen Leben. Der Life Ball am 17. Juli bildet den Auftakt zur Internationalen Aids-Konferenz, die am nächsten Tag in Wien beginnt. In 2009 konnte der Life Ball einen Reinerlös von 1,640.181,66 Euro erwirtschaften, der nationalen wie internationalen HIV/AIDS Projekten zu Gute kommt. Detaillierte Informationen zur Geldvergabe: www.lifeball.org


T-Mobile will Menschen informieren

Die Studienergebnisse haben eines sehr deutlich gezeigt: „Viele Menschen in Österreich wissen nachwievor viel zu wenig über HIV und AIDS. Hier sieht T-Mobile eine große Chance, mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen im Bereich der mobilen Kommunikation Menschen aufzuklären und auch zu mobilisieren“, ist Mag. Maria Zesch, Geschäftsführerin Marketing von T-Mobile Austria, überzeugt. T-Mobile tritt heuer nicht nur erstmals als Partner des Life Ball auf, sondern engagiert sich auch zusätzlich zum Event rund um das Thema HIV/AIDS. Ein zentrales Element ist dabei Philippes Projekt „Jeder Schritt zählt“, das Menschen an die Gefahren des Virus und der Krankheit erinnern aber auch Perspektiven aufzeigen soll.

Die Entstehungsgeschichte des Projekts: Gemeinsam mit T-Mobile hat sich der 20-jährige Philippe Gedanken gemacht, wie man sein Anliegen am besten kommunizieren kann. Herausgekommen ist dabei „Jeder Schritt zählt“ – eine Tour zu Fuß quer durch Österreich – von Bregenz bis nach Wien. Das von 30. Mai bis 4. Juli laufende Projekt ist Philippes HIV-Awareness-Kampagne mit Unterstützung von T-Mobile. „Die Bevölkerung Österreichs soll auf diesem Weg daran erinnert werden, dass HIV und AIDS noch immer ein ernstes Thema sind. Neben dem Aufklärungsgedanken werden parallel auch Spenden für AIDS LIFE gesammelt, um HIV-Betroffenen in Not schnell und unbürokratisch zu helfen“, so Zesch.

 

Quelle: ikp
Fotocredit: T-Mobile Austria GmbH/APA-OTS/Ehm

Im Bild: v.l.n.r. Mag. Maria Zesch, Geschäftsführer - Marketing T-Mobile Austria, Gery Keszler, Obmann AIDS LIFE, OA Dr. Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen AIDS Gesellschaft

 

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