El origen – Der Ursprung
Andalusien, die südspanische Region, die sich von der Costa del Sol über Sevilla und Granada bis weit ins Landesinnere erstreckt, ist die Heimat des Flamencos. Der Ursprung von Flamencogesang und –tanz ist auf die Begegnung der fahrenden Roma mit spanischen Kulturtraditionen und deren arabischen Einflüssen zurückzuführen.
Das spanische Wort flamenco bedeutete ursprünglich nichts anderes als Flame bzw. flämisch. Im 18. Jahrhundert erhielt das Adjektiv noch eine weitere Bedeutung und wurde zum abwertenden „prahlerisch, stolz“. Später, als (nun wieder positiv besetztes) Synonym für „Zigeuner“ (gitano) verwendet und von der Volksgruppe der Roma und Sinti als Musik- und Tanzform zur Blüte gebracht, steht der Begriff bis heute nicht nur für den leidenschaftlichen Tanz in Gesang- und Gitarrenbegleitung, sondern auch für eine selbstbewusste Lebenshaltung. Wird eine Frau als muy flamenca bezeichnet, hat sie nicht nur Stil, sondern besticht auch durch furchtloses und selbstsicheres Auftreten.
La pasión - Die Leidenschaft
Flamenco kann in dreißig verschiedenen Stilrichtungen getanzt werden. Die Stimmungen, die darin zum Ausdruck gelangen, sind vielfältig. Ob ernst und getragen, schmerzhaft-leidend, wütend-impulsiv oder ausgelassen wild und fröhlich an Festtagen: Emotionen bilden das Herz des Flamenco. Stolzes und elegantes Auftreten ist dabei ein Muss, handelt es sich doch nicht nur um einen Solotanz, sondern auch um eine Tradition, das kulturelle Selbstbewusstsein zu pflegen. Andalusische Tänzerinnen tragen zumeist Volantkleider und ein um die Schultern geschlungenes Tuch. Für die golpes, die Schläge zur Betonung einzelner Takte, sorgen die vier Zentimeter hohen Absätze der Flamencoschuhe. Auch Männertänze mit Figuren, die den Bewegungen eines Stierkämpfers ähneln, sind in den verschiedenen Ausprägungen des Tanzes zu finden.
El camino – Der Weg
Wer den Tanz erlernen möchte, steht vor einer interessanten Herausforderung. Für das würdevolle und elegante Erscheinungsbild des Flamencos ist zunächst vor allem die richtige Körperhaltung entscheidend. Das aufrechte und stolze Schreiten, das nach der llamada, der Anrufung des Gitarristen und Sängers zu Beginn des Tanzes, erfolgt, muss weich und fließend in die anschließenden Drehungen übergehen. Neben der abwechselnd schreitenden und stampfenden Beinarbeit spielen außerdem auch die Bewegungen von Armen und Händen eine wichtige Rolle. Ihre Grundhaltung zeigt sich in den zur Brust hin angewinkelten Armen, wobei sich Ellenbögen und Hände auf etwa derselben Höhe befinden müssen. Zeigen die Ellenbögen zu weit nach oben oder unten, geht die Eleganz verloren und der Flamenco gerät zum Ententanz: Ein typischer Anfängerfehler, dem selbst die gekonnte Handhabung des (beim Flamenco oft eingesetzten) Fächers nicht mehr zur Anmut verhilft. Sitzt die Haltung und sind die Schrittfolgen der einzelnen Tanzsequenzen gemerkt, gilt es nur noch, Bein- und Armbewegungen (beim Tanz ohne Fächer das Klatschen nicht vergessen!) miteinander zu koordinieren. Dass die Hände dabei Figuren hervorzaubern, die ganz eigenen Regeln folgen und das Ganze erst durch die Zugabe von Temperament und Ausdruckskraft zum feurigen Flamenco wird, den wir aus „Carmen“ kennen, versteht sich von selbst. Zusehen ist eben doch einfacher. Wer nach Andalusien fährt, sollte sich eine Flamenco-Vorführung daher nicht entgehen lassen.
¡Viva el flamenco!
Autorin: Angelika Stallhofer