Alles Walzer - von unzüchtigen Doppeldrehungen und Eröffnungstänzen
Alles Walzer - von unzüchtigen Doppeldrehungen und Eröffnungstänzen
Wer schon beim Neujahrskonzert und „An der schönen blauen Donau“ passen musste, hat noch ein wenig Zeit, um die Gelegenheit während der verbleibenden Ballsaison zu nutzen und für den nächsten Walzer Schwung zu holen. Schließlich ist der untrennbar mit Österreichs Tanzparketten ver-bunden. Einmal getanzt (und richtig gut geführt), wird man süchtig nach den schnellen Drehungen, mit denen man über die Tanzfläche schwebt. Noch nicht überzeugt? Spätestens, wenn die jungen Paare den Opernball eröffnen, werden Sie neidisch werden..
Alles Walzer - von unzüchtigen Doppeldrehungen und Eröffnungstänzen
Info
Wiener Walzer

Tanzcharakter: schnelle, raumgreifende Schritte mit rotierenden Drehbewegungen

Takt: sechs Schritte auf einen 3/4 Takt verteilt mit einer vollständigen Drehung, alternativ auch ein 6/8-Takt

Drehung: entgegen dem Uhrzeigersinn um die Tanzfläche

Grundschritt: (ohne Drehung) Führung: RF (rechter Fuss) vor, LF seitwärts, RF schließen. LF rückwärts, RF seitwärts, LF schließen. Geführt (genau entgegengesetzt): LF rückwärts, RF seitwärts, LF schließen. RF vor, LF seitwärts, RF schließen.

Tanzfiguren: offiziell zugelassene Turnierfiguren sind die Rechtsdrehung (Natural Turn), die Linksdrehung (Reverse Turn) und der geschlossene Wechsel (Closed Change)
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Vor, seit, Schluss...

Unfreiwillige Partnerwechsel, verordnet von der biederen Tanzlehrerin, nervöse Schweißhände und Tritte auf die Zehen - die Tanzschulzeiten mit 16, 17 sind vorbei. Zum Glück! Doch dass wir uns nicht länger mit Schulbällen und Pubertätsproblemen herumquälen müssen, bedeutet noch lange nicht, dass das Tanzen aus der Mode gekommen ist. Oft ist ein zweiter, freiwilliger Anlauf viel Früchte tragender. Vor einem feuchten Händedruck ist zwar auch später niemand gefeit, aber im-merhin nehmen jugendliche Unsicherheiten ab und schließlich hat ein kluger Tänzer den Paarkurs, den man genauso mit einem Freund machen kann, erfunden.

Tanzen befreit!

Tanzen ist wohl nicht nur eine der befreiendsten Möglichkeiten, sich zu bewegen oder sogar Sport zu treiben - sie ist auch eine der geselligsten. Und eine der besten Gelegenheiten, sich näher zu kommen! Gesellschaftstänze bzw. Bälle sind dabei eine wunderbare Abwechslung zum Herumgestapfe in der Disco. Außerdem kann ein sicheres Tanzbein richtig Eindruck machen. Ein Tanz, der im Repertoire auf keinen Fall fehlen darf, ist der Walzer. Einschlafen wird dabei übrigens keiner, denn der Wiener Walzer zählt nach den Takten als schnellster Tanz des Welttanzprogramms...


Ganz schön aufmüpfig

Der Wiener Walzer ist einer der ältesten und traditionsreichsten Gesellschaftstänze und erhitzte damals wegen der sichtbaren Fußknöchel der Damen und der ständigen Berührung der Paare ganz schön die Gemüter. Seinen Siegeszug trat er nach dem Wiener Kongress 1815 an, wozu auch die Melodien von Lanner und der Strauß-Dynastie beitrugen. Unverzichtbar wurde er unter anderem in der Wiener Operette. Nach einer Flaute in den 20er Jahren, wurde er in den 30ern zuerst im Zuge einer volkstümlichen Mode, dann als Teil eines politischen Programms gefördert. Seit der Nürnber-ger Tanzlehrer Paul Krebs die österreichische Tradition mit dem englischen Stil verband, ist er als gleichberechtigter Standardtanz anerkannt.

English Waltz

Nicht zu verwechseln ist der Wiener Walzer mit seiner hohen Geschwindigkeit und den ständigen Drehbewegungen mit dem langsamen Walzer, der in den 20er Jahren in Boston entstand. Er beinhaltet neben den runden Drehungen auch Elemente einer Geradeaus-Bewegung und wird häufig zur Eröffnung von Veranstaltungen verwendet.

Für alle, die sich mit dem 3/4-Takt gar nicht anfreunden können, bleiben immerhin noch andere Standardtänze in den verschiedensten Rhythmen - schließlich heißt es selbst beim Opernball nur einmal „Alles Walzer!“.

Autorin: Mag.a Anne Wiedlack




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