Fight Girl - Sehe dein Schwäche. Finde deine Stärke Ein türkischstämmiges Mädchen wird allen Widrigkeiten zum Trotz Mitglied eines Kung-Fu Teams und muss sich gegen kulturelle Konventionen und ungerechten Traditionen durchsetzen. Mädchen kämpfen nicht und schon gar nicht gegen Jungs. Aicha hingegen sieht das etwas anders als ihr Vater. Die junge Türkin lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen und nimmt nach der Schule am Kampftraining teil, bis sie aufgrund ihres unberechenbaren Charakters des Teams verwiesen wird. Sie kämpft an einer Kung-Fu Schule vor und Meister Sifu erkennt ihr Potential und nimmt sie als Schülerin auf. All das heimlich, denn die Eltern stellen sich einen anderen Lebensweg für sie vor: Wie ihr älterer Bruder Ali soll sie Medizin studieren und eine erfolgreiche Ärztin werden. Unterstützung im Team erhält sie von Emil, einem jungen Dänen, der mit Aicha nachmittags trainiert. Ganz langsam entwickelt sich eine sanfte Zuneigung der beiden, was Aichas Situation nicht einfacher macht, würden ihre Eltern sie doch am liebsten mit dem Bruder von Alis Verlobter sehen, der aus gutem Hause und noch wichtiger, aus dem selben Kulturkreis stammt. Für Aicha gibt es also viel zu kämpfen und zu bekämpfen. Und so kämpft Aicha nicht nur gegen ihre Gegner – es sind auch männliche dabei – sondern gegen rituelle Bestimmungen ihrer Kultur, für ihre eigene Emanzipation, für sich. Auf der Verlobungsfeier von Aichas Bruder Ali und dessen Freundin wird ihr Geheimnis offenbart, Aicha wird daraufhin aufs übelste beleidigt und vom eigenen Vater verstoßen. Nun heißt es, sich zu entscheiden, was sie wirklich will und wer sie sein möchte. Regisseurin Natasha Arthy ist mit Fight Girl ein ausgesprochen schön erzählter Film, mit einer überaus glaubwürdigen weiblichen Hauptfigur gelungen. Ist in Chocolate von Ong Bak Regisseur Prachya Pinkaew der Kampf nur Mittel zum Zweck, ist er hier auf der physischen Ebene, als auch metaphorisch zu betrachten. Aicha kämpft gegen ihre Gegner, im Training und im Wettkampf und auf einer höheren Ebene gegen kulturelle Bestimmungen, Konventionen und ungerechte Traditionen. Immer wieder wird sie von Träumen heimgesucht, in denen sie gegen eine vermummte Person zu kämpfen hat. Jedes Mal ist sie dabei ein wenig stärker. Aicha emanzipiert sich, wird reifer und entwickelt einen eigenen Willen. Sie setzt sich durch, über die Regeln ihres Vaters hinweg zu dem, was sie möchte, nicht das, was andere für sie möchten. Als Kampf-Film auf der einen Seite ist der Film zu sehen, auf der anderen Seite als Art Coming-Of- Age Story einer türkischstämmigen jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht, ihre bösen Geister und Ängste besiegt und am Ende gestärkt hinaus ins Leben gehen kann. Choreographiert hat das Ganze der Schauspieler und Martial Arts Kämpfer Xian Gao, der schon in Tiger & Dragon sein Gespür für ästhetische Kampfkunst bewiesen hat. In seiner Rolle als Sifu wird er Aichas männlicher erwachsener Ansprechpartner, der ihr Potential erkennt und ihre Stärken ausbauen will. In ihre Familienprobleme mischt er sich jedoch nie ein. Diesen kämpft muss Semra Turan in der Rolle der Aicha alleine bestehen. Sie setzt seine choreographischen Anforderungen perfekt um, bewegt sich geschmeidig wie eine Katze, immer wachsam und anfangs vom schlechten Gewisse geplagt später voller Wut, die sie sich auf der Matte zu Nutzen macht. Der Kampf wird zum Ventil, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Fight Girl ist eine Coming-Of-Age Geschichte, ein Migrationsdrama mit spannenden Kung-Fu Szenen und einer weiblichen Hauptfigur, die jedes Karate Kid locker in die Tasche stecken kann.
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Autorin: Dipl.-Soz. Christine Bulla
Bewegung mit Kindern - Wichtig für die Entwicklung
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