Synästhesie - die andere Wahrnehmung
Synästhesie - die andere Wahrnehmung
Stellen Sie sich vor, Sie hören einen Ton oder ein anderes Geräusch und können dabei Farben oder Bilder sehen. Kaum vorstellbar? Hier finden wir uns in der Welt der Synästhesie.
Synästhesie - die andere Wahrnehmung
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Unter Synästhesie (von altgriech. „mitempfinden“ oder „zugleich wahrnehmen“) versteht man die Kopplung zweier physisch eigentlich getrennter Domänen der Wahrnehmung, etwa Farbe und Temperatur. Bei der Wahrnehmung von Sinnesreizen wird ein anderes Sinnesorgan miterregt. Die Folge: Synästhetiker können bei Wahrnehmung eines Geräusches oder eines Tones beispielsweise ein Bild oder eine Farbe sehen.

Physiologisch

Zu einem Sinnesreiz entstehen zwei oder mehrere Wahrnehmungen, ein Geräusch bekommt zusätzlich zu seiner üblichen Eigenschaft noch weitere Eigenschaften, in Form von Bildern, Farben oder Ähnlichem. Auch Gefühle oder abstrakte Begriffe wie eine Jahreszahl oder der Charakter einer Person können bei einem Synästhetiker Sinnesreize auslösen und als Form, Farbe oder sonstige Sinnesqualität wahrgenommen werden.

Eine familiäre Häufung ist zu beobachten, fast die Hälfte von Synästhetikern haben einen weiteren Synästhetiker unter den Verwandten ersten Grades.

Merkmale von Synästhesie

In Abhängigkeit der Merkmale unterscheidet man eine starke von einer schwachen Synästhesie.

Starke Synästhesie
Hier folgen auf einen primären Wahrnehmungsreiz sehr lebendige Empfindungen. Als weitere Reaktion treten gleich mehrere verschiedene Merkmale gleichzeitig und plötzlich auf. Die starke Synästhesie tritt häufiger bei Frauen und jungen Menschen auf.

Schwache Synästhesie
Im Gegensatz zur starken Synästhesie besitzt die schwache Synästhesie keine sehr lebendigen Empfindungen. Schwache Synästhetiker erleben nur sekundäre Wahrnehmungseindrücke, jedoch keine begleitenden Sinnesempfindungen.

Unterscheidungen: Sensorische Synästhesie und Kognitive Synästhesie

Unterscheidung  Beispiel Hintergrund
Sensorische Synästhesie Ein Ton kann zu Farbwahrnehmung führen Es kommt bei der Stimulation eines Sinnes zu unwillkürlichen Empfinden in anderen Sinnessystemen
Kognitive Synästhesie Ein Buchstabe oder Wort wird in einer bestimmten Farbe wahrgenommen Bei der kognitiven Synästhesie erhalten Gruppen von Dingen sensorische Zuordnungen, wie Geruch oder Farbe.

Häufigkeit und Ursachen

Synästhesie tritt in etwa bei 4 % der Bevölkerung auf. Da viele Synästhetiker sich allerdings über die Besonderheit ihrer Wahrnehmung selbst nicht bewusst sind, gibt es eine hohe Dunkelziffer. Unklar ist die Häufigkeitsverteilung von Synästhesie bei Frauen und Männern.

Die genauen Ursachen der Synästhesie sind noch nicht geklärt.
Es gibt Vererbungstheorien, da Synästhesie gehäuft innerhalb von Familien auftritt. Aber auch Schädigungen des Gehirns oder Anfälle könnten als Ursache für Synästhesie gelten.

Synästhesien – Halluzinationen?

Bei Synästhesien handelt es sich nicht um Halluzinationen.
Der Unterschied liegt darin, dass Synästhetiker ihre Wahrnehmungen im normalen Bewusstsein erleben. Durch eine Primärwahrnehmung wird eine Sekundärwahrnehmung ausgelöst.
Bei Halluzinationen hingegen liegt eine Störung der Wahrnehmung vor, bereits die Primärwahrnehmung ist krankhaft verändert. Im Gegensatz zur Synästhesie können Halluzinationen außerdem Symptome für Krankheiten sein.


Autorin: Mag.a Nicole Vorauer
 

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