Das Krankheitsbild der bipolaren affektiven Störung oder manisch-depressiven Erkrankung gleicht einer Achterbahnfahrt auf der Zeitachse des Lebens. Wer unter dieser Störung des Hirnstoffwechsels leidet, schwankt zwischen den beiden Polen Manie und Depression, zwischen Euphorie und Apathie, Tatkraft und Niedergeschlagenheit. Höhenflug und Tief wechseln einander unkontrollierbar ab. Dazwischen treten häufig gemischte Phasen und Phasen des Normalzustands.
Die Phase der Manie
Betroffene, die gerade eine manische Phase durchleben, wirken in der Regel übertrieben selbstbewusst und charismatisch. Ihr Tatendrang nimmt zu, das Schlafbedürfnis sinkt. Mitunter kennt ihr berufliches Engagement dann keine Grenzen mehr und Leistung und Kreativität steigern sich um ein Vielfaches. Auch an Beliebtheit mangelt es in dieser Phase nicht: Mitmenschen wird oft etwas zerstreut, jedoch ausgesprochen kommunikativ und schlagfertig begegnet. Die angenehmen Dinge des Lebens werden exzessiv ausgekostet, das Erleben rauschartiger Zustände stärker als gewöhnlich gesucht und seine negativen Folgen ausgeblendet. Der Konsum von Kaffee, Alkohol und Drogen verstärkt zum Beispiel auch die Intensität der Manie.
Zwischen Euphorie, Reizbarkeit und Realitätsverlust
Die Phase der Manie kann zum einen Euphorie und Überschwang, zum anderen eine besonders gereizte Stimmung mit sich bringen. Sie kann ins Wahnhafte übergehen, zu einer stark verzerrten Realitätswahrnehmung bis hin zu Halluzinationen und selbst- und fremdschädigendem Verhalten führen, sodass beruflicher und privater Alltag nicht mehr zu bewältigen sind. Problematisch ist außerdem die Tatsache, dass die Manie vor dem Hintergrund der immer wiederkehrenden Depression oft als wünschenswerter Zustand betrachtet wird. Leichtere Ausprägungen manischen Erlebens und Verhaltens werden als Hypomanie bezeichnet. Die Phase der (Hypo-)Manie ist zumeist von kürzerer Dauer als die darauf folgende Depressionsphase.
Die Phase der Depression
Die Intervalle zwischen den Phasen Manie oder Hypomanie und Depression können unterschiedlich lang sein. Mit zunehmendem Alter werden sie gewöhnlich kürzer und depressive Phasen treten öfter auf und dauern länger an. Gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl, Teilnahmslosigkeit, Antriebslosigkeit und Suizidgedanken zählen zu den deutlichsten Anzeichen einer depressiven Phase. In vielen Fällen kommt ein übertriebenes Bedürfnis nach Schlaf hinzu, das Aufstehen fällt schwer, Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit nehmen ab und auch größere Gewichtsschwankungen sind möglich.
Ursachen
Das Leiden an einer bipolaren affektiven Störung ist bis zu einem gewissen Maß erblich bedingt. Darüber hinaus sind die Ursachen der Erkrankung jedoch vielfältig und oft schwer zu identifizieren. Auch ein belastendes Lebensereignis, ungelöste Konflikte und psychosozialer Stress können Auslöser sein. Erste Symptome sind häufig in der Pubertät und bis zum dreißigsten Lebensjahr zu beobachten. Die Krankheit kann aber in jedem Alter erstmalig auftreten.
Diagnose und Behandlung
Manisch-depressiv Erkrankte sind einem erhöhten Suizidrisiko ausgesetzt. Eine korrekte Diagnose ist darum unbedingt notwendig. Erschwert wird sie aber, indem Betroffene oft gemischte Symptome zeigen, also etwa wahnhaft aktiv und übermäßig missgestimmt zugleich sind. Als weiteres Hindernis erscheint der exzessive Alkohol- und Drogenkonsum in der manischen Phase. Die Manie hinter der Abhängigkeit bleibt oft unentdeckt.
Antidepressiva und/oder Verhaltenstherapie
Zur Behandlung werden Antidepressiva und Neuroleptika eingesetzt, zur Vorbeugung auch so genannte Stimmungsstabilisierer. Durch zu viele Antidepressiva kann die Depression aber wiederum in eine Manie umschlagen und der angestrebte Normalzustand damit verfehlt werden. Eine vollständige Heilung der Krankheit ist nicht möglich. In psychotherapeutischer Behandlung oder in Selbsthilfegruppen können Betroffene aber lernen, ein individuelles Frühwarnsystem zu entwickeln sowie Verhaltensweisen, die helfen, einer drohenden Manie oder Depression entgegen zu steuern. Sport, Meditation, ausreichend Schlaf und ein geregeltes Leben sollen sich zum Beispiel positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
Autorin: Mag.a Angelika Stallhofer