Der 8. März ist der Tag der Frau. Der internationale Gedenktag für die Rechte der Frauen erinnert an den Textilarbeiterinnenstreik von 1908. Damals kamen in einer New Yorker Fabrik bei einem Brand 129 Arbeiterinnen ums Leben, die von den damaligen Fabriksleitern während eines Streiks im Gebäude eingesperrt wurden. 1921 beschloss man bei der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen, diesen Tag als Gedenktag aller Frauen weltweit festzulegen.
Frauenrechte im Fokus von CARE
89 Jahre später haben sich die Lebensbedingungen unserer Gesellschaft gewandelt, die Forderungen der Frauenbewegungen sind dennoch gleich geblieben, da in vielen Gebieten der Welt die Rechte der Frauen nach wie vor drastisch eingeschnitten sind. 60 Prozent der absolut in Armut lebenden Menschen sind Frauen. Und obwohl sie zwei Drittel aller Arbeitsstunden weltweit auf sich verzeichnen können, verdienen sie jedoch nur 10 Prozent des weltweiten Einkommens. Die Hälfte aller Nahrungsmittel werden von Frauen produziert – allerdings nur 2 Prozent der Felder gehören ihnen.
CARE Österreich, Verein für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, macht in der aktuellen Kampagne „I Am Powerful“ gerade auf diese Missstände aufmerksam und hilft jährlich 30 Millionen Frauen weltweit soziale, politische und kulturelle Hürden zu überwinden. In einem Gespräch erzählt Frau Mag. Angelika Rädler, Pressesprecherin von CARE, mehr über die Verantwortung unserer Gesellschaft gegenüber Entwicklungsländern sowie der Stellung der dort lebenden Frauen.
Frau Mag. Rädler, wenn Sie von sozialen, politischen und kulturellen Barrieren sprechen – was genau ist darunter zu verstehen?
Ich denke, Frauen haben einfach noch überall auf der Welt beziehungsweise in sehr vielen Ländern der Welt eine Position, wo sie die Nummer zwei sind. Sie haben einfach anderen Rollen als Männer, aber vor allem haben sie nicht dieselben Chancen – einerseits, um in Positionen zu kommen, wo sie Verantwortung übernehmen können, sei es im politischen oder wirtschaftlichen Bereich. Andererseits sind es kulturelle Begebenheiten, die Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachten lassen.
Sprechen wir hier jetzt ausschließlich von Frauen in Entwicklungsländern?
Die Arbeit von Care umfasst ausschließlich Entwicklungsländer, allerdings ist es natürlich so, dass auch Frauen in europäischen Ländern meistens nicht dieselben Chancen haben wie Männer.
Was muss sich noch alles ändern bis zumindest ein akzeptabler Zustand hinsichtlich Frauenrechte, usw. erreicht ist?
Viel! Es gibt einfach noch sehr viele Länder, in denen Frauen nicht annähernd die Rechte haben, die ihnen zustehen. Obwohl manche Länder ja durchaus rechtsverbindliche Abkommen wie etwa die Konvention zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau unterschrieben haben. Frauen haben aber in vielen Ländern dennoch einfach gar nicht die Möglichkeit, ihre Rechte zu leben - aufgrund von kulturellen Schranken und Barrieren. Es muss außerdem noch sehr viel Wissen verbreitet werden. Viele Frauen wissen gar nicht, welche Möglichkeiten und Rechte ihnen zustehen. Dann gibt es Traditionen, die völlig menschenverachtend sind – wie Genitalverstümmelung. Also stehen noch sehr, sehr viele Punkte an. Das sind ja auch nur einige Beispiele, die ich da nenne. Es gibt noch viel zu tun.
Wie sieht die Arbeit von CARE hinsichtlich der Stärkung benachteiligter Frauen aus?
Wir haben eine ganze Reihe von Projekten, die sich direkt mit betroffenen Frauen auseinandersetzen, die betroffene Frauen unterstützen. Das kann einerseits so aussehen, dass man versucht, den Frauen Möglichkeiten zu geben, ihr eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Das ist in sehr vielen Ländern der Welt noch nicht üblich, dass man als Frau arbeiten geht. Wir schaffen so genannte Village Saving And Loan Groups. Das sind kleine Sparvereine, die es den Frauen ermöglichen, sich Geld zu borgen oder anzulegen. Davon ausgehend können sie sich selbstständig eine finanzielle Basis schaffen, um zum Beispiel einen besseren Pflug zu kaufen, um ihre Äcker besser bewirtschaften zu können. Oder um sich einen Ochsen zu kaufen, und dann mit einem Karren – wenn man so will – ein Transportunternehmen aufzumachen. Das passiert eben im kleinsten Rahmen. Die finanzielle Unabhängigkeit ist aber ein ganz wesentlicher Punkt. Dann gibt es Projekte von uns, wo wir uns mit dem Thema Gewalt sehr stark befassen. Es ist wichtig, in Ländern, wo Gewalt einfach noch immer Teil der Gesellschaft ist, Anlaufstellen aufzubauen. Dorthin können sich betroffene Frauen wenden, um Ansprechpartner zu finden, beziehungsweise auch psychosoziale Betreuung zu erhalten. Nur um einige Beispiele unserer Arbeit zu nennen.
Vielen Dank für das Interview!
Für weitere Informationen zu den Projekten von CARE: http://www.care.at/
Autorin: Katharina Domiter (Bakk. phil)