Wie lassen sich Karriere und Privatleben koordinieren? Ist dies überhaupt zu schaffen, oder herrscht ein ständiges Jonglieren zwischen Arbeit und Privatleben, mit schlechtem Gewissen, weil ein Bereich immer zu kurz kommt? Diesen Fragen und möglichen Lösungen gehen Katty Kay, Korrespondentin für BBC World News America und Mutter von vier Kindern, und Claire Shipman, Korrespondentin für ABC News Good Morning America und Mutter von zwei Kindern, in ihrem Buch „womenomics“ auf den Grund.

Laut den Autorinnen sollen sich Frauen ihrer Bedürfnisse bezüglich Karriere und Privatleben klar werden und daraus resultierende Arbeitstrukturen, zB flexible Arbeitszeiten oder Teilzeit, mit dem (verständnisvollen) Arbeitgeber vereinbaren. Der Grundsatz von womenomics ist: „Ich will arbeiten, aber zu meinen Bedingungen.“ Durch Womenomics (Zusammensetzung aus engl. women = Frauen und economics = Ökonomie) wächst die Wirtschaft. Denn die Girlies von gestern sind zu Powerfrauen herangewachsen, die mit ihrer Arbeitskraft wirtschaftliches Potential stärken.

Im ersten Teil des Buches wird anhand von wissenschaftlichen Studien dargelegt, dass Frauen für den Erfolg von Unternehmen unentbehrlich sind. Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil im Management erfolgreicher sind. Einerseits weil der weibliche Führungsstil offener ist und dadurch neue Lösungen möglich werden, andererseits kaufen Frauen gerne von Frauen (damit sind nicht nur weibliche Verkaufskräfte gemeint, sondern auch weibliche Designer, Werbeleute und Lieferanten). Auch auf Grund der demografischen Entwicklung, werden Frauen am Arbeitsmarkt immer wertvollen: Die Babyboomer kommen ins Rentenalter und daraus folgt ein Fachkräftemangel und ein Krieg um die besten Talente, wobei Frauen eine entscheidende Rolle spielen. In Deutschland setzt dieser Effekt ab 2015 ein. Fazit: Gut ausgebildete Frauen haben in Zukunft eine starke Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber, wenn es um flexiblere Arbeitszeiten geht, um das Gleichgewicht zwischen Karriere und Privatleben herzustellen.

Der zweite Teil des Buches ähnelt einem Ratgeber: Wie kann Frau ihren Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass auch mit flexiblen Arbeitzeiten, Home-Office und Unterbrechnungen durch familiäre Verpflichtungen gute Ergebnisse und Erfolge möglich sind? Welche Strategien helfen im Arbeitsalltag, im Gespräch mit Vorgesetzten oder Kollegen, wann ist ein definitives Nein und wann ein strategisches Ja angebracht, wohin mit dem Schuldgefühlen? Dafür liefern die Autorinnen nützliche Fakten, Beispiele für konkrete Gesprächssituationen und viele Geschichten aus dem eigenen und dem Berufsleben anderer Frauen.

„womenomics“ verbindet emotionale Unterstützung mit vielen Fakten und Studien, die belegen, dass Firmen mit hohem Frauenanteil in den Führungspositionen bessere Renditen erzielen. Das Buch ist einfach geschrieben, bietet neben Fakten und Lösungsansätzen auch jede Menge Checks und Übungen, und wird durch zahlreiche Interviewausschnitte aufgelockert. Ein unterhaltsamer Lesestoff, der vor allem gut ausgebildeten Frauen zur Inspiration für eine gelungene Gestaltung ihrer Arbeitswelt dienen soll. Und sollte sich der eine oder andere männliche Leser die Frage stellen, ob dies nur für berufstätige Frauen gilt, darf er sich auch gerne eine Scheibe von „womenomics“ abschneiden, um seine privaten und beruflichen Ziele in Einklang zu bringen.

womenomics
1. Bestimmen Sie Ihre eigenen Erfolgsregeln.
2. Leben und arbeiten Sie endlich so, wie Sie es wirklich wollen.

von Claire Shipman und Katty Kay
2010, Frankfurt am Main: Eichborn AG, 271 Seiten

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Autorin: Alexandra Schlömmer