Laterales Denken - betrachten Sie die Dinge mal verkehrt rum
Laterales Denken - betrachten Sie die Dinge mal verkehrt rum
Der Begriff des lateralen Denkens wurde in den 60er Jahren von dem britischen Psychologen Edward de Bono geprägt. In diesem Zusammenhang bedeutet laterales Denken „um die Ecke“ bzw. „seitwärts“ denken – also genau das Gegenteil zu unserem sonst angelernten „linearen“ Denken. Der Sinn, der dahinter steckt, ist es zu neuen kreativen Sichtweisen zu kommen.
Wir sind oft schon so festgefahren in unseren Denkmustern, dass durch laterales Denken „blinde Flecken“ gesehen werden oder es uns sprichwörtlich „wie Schuppen von den Augen fällt“. Besonders hilfreich kommt laterales Denken zur Anwendung, wenn Dinge hinterfragt werden sollen oder neue Ideen gefunden werden müssen. So kommt diese Denkweise besonders in kreativen Bereichen immer wieder zum Einsatz.

Doch was bedeutet „seitwärts“ denken genau? Zunächst ist es wichtig, alles was einem plötzlich in den Sinn kommt bzw. auch über den Weg läuft ,anzunehmen und genauer zu betrachten. Hierbei ist es besonders wichti, auch Dinge, die einem als unwahrscheinlich oder unwirklich erscheinen, genau unter die Lupe zu nehmen, ob sie uns denn nach genauem Hinsehen wirklich als so unmöglich erscheinen. Ein weiteres Merkmal ist es, keine Angst vor falschen Schritten zu haben – im Gegenteil: diese, falls sie sich denn wirklich als falsch herausstellen, positiv anzunehmen und aus ihnen zu lernen. Auch das Bauchgefühl spielt eine wichtige Rolle. Subjektives Denken ist bei lateralem Denken willkommen, denn Gefühle haben hierbei einen hohen Stellenwert. Ebenso sollte man Probleme nicht als unveränderbar hinnehmen, aber auch hierbei nicht zu verbissen etwas nachgehen, sondern sich trotzdem seinen Humor beibehalten.

Die Methode besteht darin, eine fragende bzw. auch provozierende Grundeinstellung aufrecht zu erhalten – also ganz nach dem Motto „was wäre wenn“ – um dann spezielle Methoden anzuwenden, wie z.B.

-) Sechs Hüte des Denkens: Jeder Hut symbolisiert einen Aspekt, unter dem ein Problem betrachtet werden kann, wie in etwa der emotionale Aspekt, die Fakten, Risiken, Ideen, Negatives, Positives (usw.). Durch den Wechsel der Betrachtungsweise, indem man eben das Problem immer nur aus einer Sicht des jeweiligen Aspektes betrachtet, kann es genauer durchleuchtet werden und es bieten sich immer wieder neue Perspektiven an.

-) Umkehrmethode: Anstatt sich eine Lösung für ein Problem zu suchen, stellen Sie sich vor, wie Sie es noch verschlimmern könnten. Somit können Gegenmaßnahmen besser erfasst und greifbarer werden.

-) Random-Input-Methode: Bei dieser Methode werden Worte hergenommen, die nichts mit dem Problem zu tun haben, um es dann mit diesen zu konfrontieren. Hier wird versucht, Verbindungen (auf die man sonst nie gekommen wäre) herzustellen, um neue Ansatzpunkte zu gewinnen (z.B. Was kann ich von einem Igel für den Umgang mit meiner „zickigen“ Kollegin lernen?)

Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die im Grunde alle dasselbe Ziel verfolgen - nämlich für Probleme neue Ansatzpunkte zu finden und diese erst dann  analytisch zu überprüfen. Hierzu gibt es einige Ansätze:

-) Zunächst wird alles angezweifelt und in Frage gestellt – selbst das Problem, um zu herauszufinden, ob es überhaupt ein Problem ist und was denn genau das Problem am Problem ist.

-) Danach wird das Problem in seine Einzelteile zerlegt, um diese dann wieder neu zusammenzusetzen.

-) Eine bestimmte Situation auf eine andere zu übertragen, um so zu neuen Lösungsansätzen zu gelangen.

-) Engstirniges Denken zu überwinden, indem man so tut, als ob alles machbar wäre, um daraufhin zu überprüfen, was wirklich machbar ist – so wird vermieden, nur die Dinge zu sehen, die nicht machbar sind.

Ist jetzt laterales Denken eigentlich nur ein anderes Wort für Kreativität? Oder gibt es doch Unterschiede? Sicher ist kreatives Denken von  lateralem Denken nicht weit entfernt, jedoch wird Kreativität in unserer Kultur (besonders in beruflicher Hinsicht) oftmals belächelt. So spricht de Bono selbst beim lateralen Denken von „ernsthafter“ Kreativität. Eine zusätzliche Unterscheidung liegt darin, dass ein Mensch, der zwar in seinem Tun sehr kreativ und schöpferisch ist, in seiner Denkweise aber „eingefahren“ und starr sein kann. Beim lateralen Denken geht es genau darum, diese starre Denkweise zu lösen und Dinge wieder aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und wahrzunehmen. Also versuchen sie mal, Ihre Probleme „verkehrt rum“ zu sehen…

Autorin: Iris Schiffrer
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