Juckreiz - Wenn die Haut zum Feind wird
Juckreiz - Wenn die Haut zum Feind wird
Juckreiz kann so quälend sein, dass man bereit ist, sich selbst Schaden zuzufügen.
Juckt es Sie gerade? Vielleicht kratzen Sie sich ganz gedankenverloren, während Sie diese Zeilen lesen, und es wird Ihnen erst jetzt so richtig bewusst. Sicher kennen Sie auch das wohltuende Gefühl, wenn man die genau richtige Stelle gefunden hat, einfach herrlich, oder? Oder das Gegenteil, wenn man den Partner bittet: „Kratz mir doch mal den Rücken“, und der findet einfach nicht den richtigen Punkt.

Das alles ist uns vertraut, aber glücklicherweise kennen nicht alle Menschen den quälen-den Juckreiz am Übergang zum Schmerz, wo man – blind für seine Umgebung – nur noch kratzt, bis das Blut fließt. Aber auch das gibt es und leider gar nicht so selten. Jeder Neurodermitiker weiß jetzt gerade in diesem Augenblick, was ich meine. Ich habe das selbst viele Jahre durchgemacht und weiß heute, Juckreiz kann so intensiv und unerträglich sein, dass er den Verstand ausschaltet, dass man bereit ist, sich selbst Schmerzen und schwere Schäden zu zuführen.

Wenn ein Neurodermitiker einen einzigen Wunsch frei hätte, er würde lauten: Es soll nicht mehr jucken!

Unser Sinnesorgan Haut enthält zahlreiche Wahrnehmungsstellen für ganz unterschiedliche Empfindungen. Wir spüren Kälte und Wärme, Druck, sanfte Berührung und Schmerz. Nur für das Phänomen Juckreiz kennt man solche Rezeptoren nicht. Wie Juckreiz entsteht, darüber ist sich die Wissenschaft immer noch nicht im Klaren. Man vermutet heute, dass Schmerz und Juckreiz über die gleichen Wahrnehmungsstellen der Haut aufgenommen werden, dass es sich also um zwei Spielarten ein und derselben Sinneswahrnehmung handelt. Während des Kratzens wird der Rezeptor endgültig auf Schmerz umgestellt oder sogar zerstört, wenn man nur tief genug in die Haut und das Unterhautgewebe vordringt. Oder ganz brutal ausgedrückt:

Schmerz ist offenbar leichter zu ertragen als Juckreiz.

Kälte kann den Juckreiz vorübergehend lindern. Dies ist auch einer der Gründe, warum ein kühles oder nur lauwarmes Bad wohltuender ist als ein heißes. Außerdem kann auch jede Methode der zusätzlichen Durchblutung Juckreiz auslösen, also nach einem langen Spaziergang im Winter wieder in einen geheizten Raum, Saunagänge, Sonnenbäder, Solarium, intensiver Sport.

Auch trockene Haut juckt mehr, das können alle beobachten, ganz ohne Neurodermitis, sobald wieder die Zeit der trockenen Heizungsluft beginnt. Oder ältere Menschen, bei denen die Haut einfach weniger Feuchtigkeit speichert. Oder wenn sich gebräunte Haut, die immer trockener ist als ungebräunte, langsam abschilfert.

Kühl und feucht wäre also das oberste Gebot, und hier empfehle ich in meiner Praxis gern die Heilpflanze Aloe Vera. Schließlich ist sie in Medizin und Kosmetik der Feuchtigkeitsspender schlechthin, was erklärt, dass viele Menschen bereits eine Erleichterung verspüren, sobald sie nur erstmalig mit reinem Aloe-Gel in Berührung gekommen sind.

Aus eigener Erfahrung kann ich folgende Möglichkeiten empfehlen:

Auf kleine, nicht offene Flächen Aloe als Gel pur auftragen. Da die Haut aber oft schon allein auf Berührung mit einem Juckreizanfall reagiert, sind alle Hilfen willkommen, die man nur aufsprühen muss, überhaupt dann, wenn es sich um eine große Fläche handelt (wie zum Beispiel bei trockener Altershaut oder Schuppenflechte). Aloe Vera gibt es inzwischen im Handel auch zum Sprühen. Und alles möglichst im Kühlschrank lagern.

Wer zusätzlich gern fetthaltige Produkte oder Ölbäder verwenden möchte, für den gilt die Faustregel:

Zuerst die Feuchtigkeit, dann das Fett! Also bei einem Bad erst in der zweiten Hälfte einen Ölzusatz verwenden, beim Cremen zuerst ein Feuchtigkeitsgel, darüber eventuell als Schutz etwas Fetthaltigeres, niemals umgekehrt.

Achten Sie außerdem auf Ihre Kleidung, und das hat nicht nur mit Naturfasern oder nicht zu tun. Jede gestaute Wärme löst postwendend Juckreiz aus, also nicht zu warm anziehen. Achten Sie auf eingenähte Etiketten oder kratzende Nähte.

Und ein Tipp an die Umgebung: Was wirklich bei jedem Betroffenen Aggressionen auslöst, ist der Satz: „Hör doch auf zu Kratzen!“

Autorin:
Gabriela Vonwald

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