Schnuller, Nuckel, Nuggi, Zuzzi - Vor- und Nachteile
Schnuller, Nuckel, Nuggi, Zuzzi - Vor- und Nachteile
Seit jeher ist der Schnuller ein unerlässliches Attribut von Neugeborenen. In den ersten Lebensmonaten befriedigt der Nuckel das Saugbedürfnis des Babys und dient zu seiner Beruhigung. In den letzten Jahrzehnten ist der Schnuller jedoch in Verruf geraten.
Schnuller, Nuckel, Nuggi, Zuzzi - Vor- und Nachteile
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Die ersten, die begonnen haben, am guten Ruf des Schnullers zu rütteln, waren die Zahnärzte: Zu langes Benutzen vom Nuckel führe bei Babys zu einer Bissanomalie. Es entsteht mit der Zeit ein lutschoffener Biss: Die vorderen Zähne wachsen zu weit nach vorne, das Gesicht deformiert sich und bekommt leichte Ähnlichkeit mit einem Kaninchenmäulchen.
Außerdem kann ein zu harter oder zu großer Schnuller eine falsche Entwicklung der Kiefer hervorrufen. Logopäden beschweren sich, dass immer mehr Kinder aufgrund der engen Freundschaft mit dem Schnuller Probleme beim Aussprechen von bestimmten Lauten bekommen. Auch Neurologen sind unzufrieden: Ihrer Meinung nach bremst der Schnuller die psychische Entwicklung des Babys. Und Fachärzte für Infektionskrankheiten betonen, dass je älter das Kind wird, es umso schwieriger wird, die Sauberkeit des Schnullers zu kontrollieren.

Die ganz radikalen Gegner des Schnullers behaupten, dass das Kind problemlos auch ohne Schnuller auskommen kann und häufig Erwachsene den Kindern diese schlechte Angewohnheit aufdrängen. Diese Theorie könnte durchaus stimmen, denn einige Babys lehnen den Schnuller von Anfang an ab, und so entsteht das „Schnullerproblem“ erst gar nicht.

Schnuller geben, aber unter Vorbehalt

Mittlerweile rehabilitierten moderne Kinderärzte den Schnuller, jedoch unter Vorbehalt und mit Begrenzungen. Denn die jahrhundertelange Erfahrung bewies: Der Schnuller beruhigt das Kind wirklich. Das basiert auf dem natürlichen Saugreflex der Babys, mit dem sie von der Mutter Natur ausgestattet werden. Wenn das Kind saugt, ist es voll und ganz auf diese Beschäftigung konzentriert und reagiert auf die anderen Reize kaum. Gleichzeitig befreit dieser Reflex es von unangenehmen Emotionen. Allerdings kann man diese Funktion wiederum negativ auslegen, denn das Konzentrieren auf das Saugen nimmt dem Baby teilweise das Interesse für seine Umwelt, vermindert seine Aktivität und macht es weniger produktiv. Da das Kind diesen angenehmen Zustand immer wieder empfinden möchte, wird der Nuckel zu einer schlechten Gewohnheit.
Laut Untersuchungen können Kinder, die bis zu einem Jahr gestillt werden, sich viel leichter von einem Schnuller verabschieden. Um aus der Mutterbrust Milch zu holen, muss der Kleine hart (nicht weniger als 15-30 Min.) arbeiten, in dieser Zeit wird der Saugreflex vollkommen befriedigt. Eine Portion Folgemilch aus dem Fläschchen trinkt das Baby sehr schnell aus und somit hat es nicht genug zu saugen, um das Bedürfnis zu befriedigen.
Bei Neugeborenen ist der Saugreflex in den ersten Monaten des Lebens das wichtigste Reflex überhaupt. Eine gesunde Ausübung dieses Reflexes kann verhindern, dass eine Grundlage für viele spätere schlechte Gewohnheiten geschaffen wird, wie beispielsweise Daumen lutschen, Nägel knabbern oder sogar Zigarettenabhängigkeit. Es würde uns wohl nicht in den Sinn kommen, all diese schlechten Angewohnheiten miteinander zu verbinden, doch die Psychologen sind sich sicher, dass es einen Zusammenhang gibt.

Handeln der Situation nach

Was ist also die Lösung des Problems? Einem Neugeborenen, der gestillt wird, sollte man den Schnuller nur in den Fällen geben, wenn der Kleine krank oder müde ist oder nicht einschlafen kann. Die Faustregel lautet dabei: Bieten Sie dem Baby keinen Schnuller an, wenn es auch ohne auskommen kann. Und noch viel wichtiger ist es, dem Kleinkind zu helfen, sich rechtzeitig von dem Schnuller zu verabschieden. Der richtige Zeitpunkt ist zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat, denn normalerweise haben Babys nach dem 3. Monat keine Darmkoliken mehr und werden dadurch ruhiger. Schafft man es in dieser Zeit nicht, dem Baby den Schnuller abzugewöhnen, kommen auch schon die ersten Zähnchen, und das Baby hat das volle Recht nach dem beruhigenden Schnuller zu fordern. Die Trennung von dem Schnuller muss jedoch unbedingt im ersten Lebensjahr passieren, am besten unauffällig und selbstverständlich ohne jede Gewalt.

Einem Flaschenkind sollte man den Schnuller nach jeder Fütterung anbieten, damit es seinen Saugreflex befriedigen kann. Wenn das Baby müde wird, kann man den Schnuller wegnehmen. Man sollte auch in diesem Fall dem Baby den Schnuller ab dem 6. Lebensmonat langsam abgewöhnen, wobei man sich an dem individuellen Saugbedürfnis des Kindes orientiert. Normalerweise ist es ohnehin das Alter, in dem der Saugreflex des Kindes abnimmt und seine Aufmerksamkeit für die Umwelt erwacht.

Richtige Abgewöhnungsmethoden

Der Kleine ist schon ein Jahr alt, verabschiedet sich aber immer noch nicht von dem Schnuller?
Reden Sie in diesem Fall mit Ihrem Kind, versuchen Sie es davon zu überzeugen, den Schnuller z. B. einem Häschen zu schenken. Manche Mütter tragen auf den Schnuller Senf oder Knoblauch auf, damit es dem Kind nicht mehr schmeckt. Diese Methoden sind allerdings unzulässig, da sie eine Gefahr für das Kind darstellen. Machen Sie es lieber auf eine schlaue Art und Weise: Jeden Tag schneiden Sie ein Stück vom Schnuller ab, und wenn der Schnuller zum Saugen zu klein wird, wird das Baby ihn von selbst ausspucken. Falls Sie dann merken, dass das Baby den Daumen zu lutschen anfängt, nehmen Sie den Daumen vorsichtig aus dem Mund und versuchen Sie Ihre Kleine oder Ihren Kleinen mit etwas anderem abzulenken.

Vier Gründe, die für den Schnuller sprechen:

1. Der Schnuller vermindert die Reizschwelle und Schmerzreizschwelle. Wenn Mama vor der Wahl steht,ein Medikament oder den Schnuller zu geben, wenn das Baby etwas kränkelt, so ist der Schnuller in diesem Fall die bessere Lösung.

2. Der Schnuller schützt das Baby vor dem Syndrom des plötzlichen Kindertodes (SAS). Wissenschaftler stellten fest, dass der Schnuller die Glossoptose verhindert (die Zunge kann im Schlaf die Luftröhre überdecken), indem es dem Baby hilft, rechtzeitig bei dem Atemstillstand (Apnoe) aufzuwachen.

3. Der Schnuller hilft bei der Bildung von Emotionen.

4. Mittlerweile gibt es prophylaktische Schnuller in Form von einem Tropfen, die der Unterentwicklung des Oberkiefers vorbeugen, welche häufig bei Flaschenkindern vorkommt.

Den Eltern fällt es oft schwer, die richtige Entscheidung zu treffen, welcher Schnuller ihrem Kind besser passen würde, deshalb sollten sie in diesem Fall den Kinderzahnarzt befragen.


Autorin:
Varja Khosroeva
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