Mauerblümchen Hypotonie
Vom Risikofaktor Hypertonie (= hoher Blutdruck) wird allerorten gesprochen, während die Hypotonie als ”Bagatelle” ein Schattendasein fristet. Der Volksmund sagt: ”Mit niedrigem Blutdruck lebt es sich schlecht, mit hohem Blutdruck stirbt es sich gut!” Für eine Personengruppe ist niedriger Blutdruck jedoch ein Risikofaktor: Die Schwangeren! Niedriger Blutdruck wird oft als eine Art Lebensversicherung bewertet und tatsächlich bestehen dabei gewisse Vorteile. Es handelt sich um eine höhere Lebenserwartung, da das Gefäßsystem weniger strapaziert wird und damit eine geringere Anfälligkeit für Herzinfarkt, Schlaganfälle und Gehirnblutungen besteht. Von Hypotonie spricht man bei Blutdruckwerten unter 95/65 mm/Hg Millimeter-Quecksilbersäule). Betroffen sind insbesondere schlanke, zierliche Personen, vor allem Frauen, aber auch ältere Menschen und Jugendliche. Viele verspüren allerdings keine erkennbaren Beschwerden. Ist der Blutdruck zu niedrig, kann es zu einer ungenügenden Blut- und damit Sauerstoffversorgung von Herz, Gehirn und allen anderen Organen kommen.
Beschwerden, die auf eine Hypotonie hinweisen
Charakteristisch sind Leistungsabfall und Müdigkeit, Antriebsschwäche und Reizbarkeit, Herzklopfen und Angstgefühle, vor allem bei raschem Lagewechsel nach dem Aufstehen, Schwindel und Flimmern vor den Augen. Durchblutungsstörungen zeigen sich durch kalte Hände und Füße, Hautblässe, Gähnzwang, unklare Bauchbeschwerden, Hyperventilation (gesteigerte Lungenbelüftung) sowie eine Beeinträchtigung der Atmung. Die Minderdurchblutung kann auch Ursache für Ohrensausen, Innenohrschwerhörigkeit und Hörsturz sein. Die vielschichtigen Symptome weisen jedoch nicht immer eindeutig auf zu niedrigen Blutdruck hin. Es kann sich auch um Anzeichen eines verminderten Herzzeitvolumens oder um eine organische Erkrankung handeln. Deshalb ist eine gründliche differentialdiagnostische Abklärung nötig, wenn das Beschwerdebild die Lebensqualität stark beeinträchtigt.
Ursachen der Hypotonie
Am häufigsten ist die so genannte ”essentielle Hypotonie”. Sie tritt besonders bei jungen schlanken Frauen auf. Meistens liegt in der Familie eine entsprechende Veranlagung vor. Begünstigende Faktoren sind Bewegungsarmut und bedrückender Stress. Im Rahmen von Erkrankungen des Herzens, des Nerven- oder des Hormonsystems kann es zu niedrigen Blutdruckwerten kommen. Weitere Auslöser sind: Starker Blutverlust, Flüssigkeitsmangel, Schwangerschaft sowie Infektionen. Auch die Einnahme blutdrucksenkender, harntreibender sowie beruhigender Medikamente kann zu einem Abfall des Blutdrucks führen. In den meisten Fällen ist jedoch die Ursache für einen dauerhaft erniedrigten Blutdruck unbekannt. Unter einem niedrigen Blutdruck mit Krankheitswert versteht man die Unfähigkeit des Kreislaufs, Blutdruck und Herzminutenvolumen (HMV) nach einer Lageänderung vom Liegen zum Stehen im Regelbereich zu halten. Eine nicht ausreichende Kreislaufregulation wird im Rahmen anderer Grunderkrankungen, z.B. bei Hormonstörungen der Nebenniere und Schilddrüse (Unterfunktion) beobachtet.
Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft
Hypotonie gefährdet Mutter und Kind, denn es besteht ursächlich ein Zusammenhang zwischen erniedrigten Blutdruck, ungenügender Uterusdurchblutung sowie Entwicklungsstörungen des Ungeborenen und perinatalen Komplikationen. Außerdem kann das ungeborene Kind durch einen Kollaps oder Sturz in Folge von Schwindelanfällen der Mutter zu Schaden kommen. Handelsübliche Medikamente zur Kreislaufanregung sollten in der Schwangerschaft tabu sein. Diese steigern zwar den Blutdruck durch die Verengung der Gefäße, verringern aber dadurch die Blut- und Nährstoffversorgung des Kindes. Die Einnahme gefäßwirksamer Substanzen wie Dihydroergotamin und Etilefrin kann Entwicklungsstörungen des Kindes hervorrufen. Eine nicht ausreichende Kreislaufregulation in der Schwangerschaft entsteht, wenn das ungeborene Kind auf die Vena cava drückt und damit den Blutrückfluss zum mütterlichen Herzen vermindert. Die regelmäßige Überwachung des Blutdrucks ist deshalb von Bedeutung für Mutter und Kind. Leidet eine Schwangere öfter unter Kopfschmerzen oder häufig unter starkem Durst, sollte umgehend der behandelnde Gynäkologe oder die Gynäkologin aufgesucht werden. Dies gilt ebenso, wenn die Beschwerden nach der Einnahme von Medikamenten auftreten.
Maßnahmen in Eigenverantwortung
- Lassen Sie sich beim morgendlichen Aufstehen bewusst Zeit. Richten Sie sich langsam auf und frühstücken Sie eiweiß- und saftreich.
- Wenn Ihnen besonders nach dem Aufstehen schwindelig wird, schlafen sie mit erhöhtem Oberkörper.
- Bei Schwindel durch zu niedrigen Blutdruck gilt, Hinlegen und Beine hoch! Diese so genannte Autotransfusion transportiert das Blut aus den Beinen in die oberen Bereiche des Körpers und damit auch zum Gehirn, das nun wieder mit genügend Sauerstoff versorgt wird.
- Unterstützen sie den Blutfluss zum Herzen durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen.
- Bei Bewegung wird die Waden-Muskel-Pumpe aktiviert und das Blut aus den Venen heraustransportiert. Durch Wippen auf den Ballen wird die Venen-Pumpe aktiviert.
- Ein grundsätzliches Motto sollte lauten: Gehen statt Stehen!
- Wechselduschen bringen den Kreislauf in Schwung; am besten mit einer kühlen Dusche aufhören.
- Beraten Sie mit Ihrem Arzt, welche Ausdauersportarten in der Schwangerschaft hilfreich sind. Laufen, Schwimmen, Walking und Radfahren sind hier an erster Stelle zu nennen.
Phytopharmaka in der Schwangerschaft
Hierzu fehlen begründete Ergebnisse. Pflanzliche Mittel wirken milde auf das Kreislaufzentrum. In der Erfahrungsmedizin werden unter anderem Kampfer und/oder Weißdorn angewandt. Auch der Bachblüten-Therapie wird eine empirische Wirkung nachgesagt.
Quelle: BVF
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