Halb elf Uhr vormittags an einem österreichischen Gymnasium: Zwei Unterstufenschüler schlagen auf dem Gang aufeinander ein. Ein Lehrer geht dazwischen, beide Streitende geben dem jeweils anderen die Schuld. Als die Eltern davon erfahren, versuchen sie beim Direktor zu intervenieren.
„Das Ganze ist eskaliert“, sagt Lehrerin Elisabeth S. „Obwohl der Konflikt viel einfacher hätte beigelegt werden können.“ Für sie wäre die Situation eine gute Einsatzmöglichkeit für „Peer-Mediation“, also Vermittlung durch Gleichaltrige, gewesen.
Peer-Mediation: Auf einer Stufe
Bei der Peer-Mediation wird ein Konflikt nicht durch einen Lehrer oder Elternteil gelöst, sondern mit Hilfe eines dafür ausgebildeten, meist etwas älteren, Schülers. Der „Vermittler“ bespricht die Situation mit den Betroffenen, und gemeinsam wird eine Lösung erarbeitet.
„Der Schüler, der die Schlägerei angefangen hat, wollte eigentlich nur in Ruhe gelassen werden“, erzählt Elisabeth S. In einer Peer-Mediation hätte zum Beispiel vereinbart werden können, dass sich die beiden zwei Wochen lang aus dem Weg gehen, und sich nach dieser Frist wieder mit dem Mediator treffen.
Die Peer-Mediation ist nur ein Beispiel dafür, wie der Einfluss von Peer Groups (engl.: Gruppe von Gleichaltrigen oder Gleichgestellten) genutzt werden kann. „Aussagen von Gleichaltrigen werden einfach anders angenommen, weil sie auf derselben Stufe stehen“, sagt Elisabeth S. Dieses Prinzip wird bereits längere Zeit in der Drogen- und AIDS-Aufklärung und Prävention verwendet. Umsetzbar ist es in fast allen Bereichen: Die Forschungsgesellschaft Mobilität zum Beispiel hat ein Projekt ins Leben gerufen, im Zuge dessen junge Unfalllenker Fahranfängern von ihrem Erlebnissen erzählen.
Peer-Pressure: Negativer Gruppendruck
Ebenso wie der Einfluss von „peers“ das Verhalten positiv beeinflussen kann, ist jedoch auch das Gegenteil möglich: Der Wunsch, akzeptiert zu werden, führt gerade bei Jugendlichen oft zu Handlungen, die sie ansonsten nicht tätigen würden. Gruppenzwang, oder „Peer Pressure“, spielt etwa eine wichtige Rolle beim Mobbing: In einer Umfrage nannten 87 % der Lehrer Gruppenzwang als Hauptgrund. Ähnliches gilt für viele Bereiche, etwa Drogenkonsum oder auch Essstörungen.
Autorin: Johanna Schönfeld