Krawall im Kinderzimmer - wenn Geschwister streiten Eltern verzweifeln oft, wenn sich ihre Kinder ständig in den Haaren liegen. Der Haussegen hängt schief und die Stimmung ist geladen. Spätestens seitdem Sendungen, wie die „Supernanny“, im Fernsehen erfolgreich laufen, ist auch Nicht-Betroffenen klar, wie sehr sich Konflikte zwischen Geschwistern auf das ganze Familienleben auswirken können. Die Wurzeln dieser Konflikte liegen oft im Verborgenen und sind den Betroffenen nicht unmittelbar bewusst. Ohne fachkundige Hilfe ist eine Problemlösung meist nicht möglich. Wer nicht gleich zum Psychologen laufen will, kann sich mit Fachbüchern behelfen. Ein solches ist das Buch „Streit unter Geschwistern – So lösen Eltern erfolgreich Konflikte“ von Joachim Armbrust. Der Autor ist Sozialpädagoge und Psychotherapeut mit einer fast zwanzigjährigen Laufbahn im Bereich der Erziehungsberatung. Sein Buch geht den Wurzeln der Probleme auf den Grund und gibt wertvolle Handlungsvorschläge für den familiären Alltag.
Die Eltern als Grundstein der Familie
Wenn Kinder noch klein sind, bilden die Eltern den Grundstein der Familie. Ihr Verhalten und ihre Erziehung tragen wesentlich zur Harmonie zwischen den Personen bei. Dabei bringt jeder Elternteil seine eigene Vorgeschichte mit, die stark von der Kindheit geprägt ist. Oft müssen erst Erlebnisse aus der Kindheit der Eltern verarbeitet werden, um ein glückliches Familienleben zu ermöglichen.
Der Status der Eltern als Paar wirkt sich ebenfalls auf die gesamte Familie aus. Es ist nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen und für Ehepartner und Kinder genügend Zeit zu haben. Der Umgang der Eltern miteinander ist jedoch für die Kinder Vorbild und gibt ihnen im besten Fall auch Sicherheit. Grundwerte, wie Höflichkeit, Respekt oder Vertrauen, können Kinder nur in der eigenen Familie lernen. Ein Mangel an diesen Werten kann sich ein Leben lang auswirken und letztendlich Probleme für die zukünftigen Familien der Kinder bedeuten.
Der Problemfall Erziehung
Erziehungsmethoden gibt es viele, wie wirkungsvoll sie im Einzelnen sind, ist von Fall zu Fall verschieden. Grundsätzlich gibt es gewisse Leitfäden, die immer Gültigkeit besitzen. So sollen Kinder niemals mit Liebesentzug bestraft werden oder zuviel Erwartungsdruck auf sich spüren. Die Aufgabe der Eltern ist es, ihre Kinder zu umsorgen und ihnen in ihrer Entwicklung zur Seite zu stehen. Wie das im Einzelfall auszusehen hat, muss jedes Elternpaar für sich entscheiden.
Ebenso wie in der Liebesbeziehung, ist auch in der Familie eine ausgeprägte Kommunikationskultur von besonderer Wichtigkeit. Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich auszudrücken und eine eigene Meinung zu vertreten. Auch Konflikte und Streit sollten offen besprochen werden, denn nur aus Erfahrung lernt man, mit Situationen besser umzugehen.
Sehr wohltuend für die Entwicklung der Kinder ist außerdem das Abhalten familiärer Rituale. Ein gemeinsames Sonntagsfrühstück etwa kann sich bis ins Erwachsenenalter als schöne Erinnerung festsetzen. Zärtlichkeit und offen gezeigte Gefühle formen Persönlichkeiten, die sich ihrerseits leicht tun, Gefühle an andere weiterzugeben. Der Grundstein für unser gesamtes soziales Leben wird in der Familie gelegt.
Konflikte unter Geschwistern
Die perfekte harmonische Familie gibt es nicht. Konflikte unter Menschen, die tagtäglich eng zusammenleben, sind natürlich. Gerade unter Geschwistern ist oft Rivalität im Spiel. Hinzu kommt, dass Geschwister vom Charakter her sehr unterschiedlich sein können und so oft eine temperamentsbedingte Unverträglichkeit vorliegt.
Schwierig ist bei einem Streit immer das Eingreifen der Eltern. Oft wollen die Kinder die Eltern als Schiedsrichter für sich gewinnen. Eltern sollten aber grundsätzlich neutral und gerecht sein. Liegt der Auslöser für einen Konflikt eindeutig bei einem Kind, kann dies durchaus in gewählter Ausdrucksweise formuliert werden, damit das Kind aus Fehlern lernt. Allerdings sollte es nie „Sieger“ oder „Verlierer“ geben, denn Streit ist kein Wettkampf um die Gunst der Eltern.
Jedes Kind hat in der Familie seine Rolle, welche von der Geburtsreihenfolge abhängt. So wird das Erstgeborene meist verwöhnt und hat Probleme, wenn ein zweites Kind geboren wird. Das mittlere Kind muss sich seine Stellung suchen, da es weder oben noch unten ist. Nachzügler werden gerne von den Eltern verwöhnt und genießen besondere Freiheiten. Stiefgeschwister können eine große Umstellung für Kinder bedeuten, die meist mit der Scheidung der Eltern einhergeht.
Die Lösung aller Probleme
All diese Situationen und Varianten von Familien bringen eigene Konfliktsituationen mit sich, die je nach Charakter und Verhalten der betroffenen Personen ausarten können. Die Geschwisterbeziehung ist in jedem Fall schwierig, da verschiedene Phasen der persönlichen Entwicklung aufeinander treffen können. Während ein Kind schon in der Pubertät ist, kann das jüngere Kind noch sehr verspielt sein. Gemeinsame Interessen gehen verloren und für beide Kinder bedeutet das einen Prozess der Entfernung voneinander.
Aus der Vielfalt der Prozesse innerhalb einer Familie wird sichtbar, dass eine Lösung nicht einfach ist und viele Zwischenschritte erforderlich sind. Die Eltern müssen dabei als Wegweiser fungieren und nach bestem Wissen handeln.
Das oben erwähnte Buch ist als Lektüre sehr zu empfehlen, da das komplexe Thema eine genaue Auseinandersetzung mit der Sache verlangt. Joachim Armbrust beschreibt detailliert und gut verständlich die Mechanismen hinter Konflikten und listet zahlreiche wertvolle Hintergrundinformationen auf. Seine Vorschläge zur Alltagsbewältigung scheinen hilfreich und leicht zu verwirklichen. Somit sollte das Buch als Nachschlagwerk in keinem Bücherregal im Familienwohnzimmer fehlen.
Autorin: Claudia Wrumnig
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