Faires Streiten will gelernt sein - wie Kinder Konflikte konstruktiv lösen können Zwei Jungen streiten sich um einen neuen Spielzeugbagger, Geschwister kämpfen um die Aufmerksamkeit der Eltern: Rangeleien zwischen Kindern sind etwas ganz Normales. "Die Jungen und Mädchen müssen lernen, sich durchzusetzen, aber auch, Kompromisse zu schließen", sagt Josef Zimmermann, Leiter der Katholischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle Köln. "Auseinandersetzungen sollten nicht unterdrückt werden. Wichtig ist allerdings, dass fair gestritten wird." Konflikte entstehen, wenn unterschiedliche Wünsche, Bedürfnisse, Vorstellungen und Ziele von Kindern oder Erwachsenen aufeinandertreffen und sich im Streit entladen. Während Jungen dabei häufiger laut und handgreiflich werden, streiten Mädchen meist versteckter, sind dafür aber oft länger böse aufeinander. "Kinder sollten Konflikte ruhig lautstark austragen dürfen", meint Josef Zimmermann. Wichtig ist allerdings, dass sie ihren Aggressionen nicht unkontrolliert freien Lauf lassen, sondern den Gründen für Ärger oder Streit auf die Spur kommen, den Respekt vor dem anderen bewahren und nach einer Lösung des Konflikts suchen. "Die Jungen und Mädchen müssen lernen, nicht nur ihre eigenen Interessen zu sehen, sondern auch Verständnis für die Bedürfnisse anderer zu entwickeln", sagt der Diplom-Psychologe. Eltern, Erzieher oder andere Erwachsene sollten sich nach Möglichkeit bei Auseinandersetzungen zwischen Kindern in Gelassenheit üben und nicht vorschnell Partei ergreifen. Eingreifen müssen sie allerdings, wenn eine Auseinandersetzung in Gewalt umschlägt und einer der Kontrahenten verletzt, ausgegrenzt, lächerlich gemacht oder unter Druck gesetzt wird. Vermittlung durch Eltern Wie stark die Erwachsenen gefordert sind, hängt auch vom Alter der Streithähne ab. Während Kinder ab dem Grundschulalter Konflikte meist schon selbst regeln und eigenständig Kompromisse finden können, müssen die Eltern bei Streitigkeiten zwischen kleinen Kindern noch stärker vermitteln. "Doch auch wenn sich zum Beispiel zwei Dreijährige in die Haare bekommen, sollten die Erwachsenen keine fertige Lösung präsentieren, sondern die Kinder fragen, was sie eigentlich wollen und was sie selbst tun könnten, um den Streit zu schlichten", rät Zimmermann. "Als Lösung kann dann herauskommen, dass die Kinder gemeinsam spielen oder sich mit einem Spiel abwechseln können." Die Erwachsenen sollten dabei darauf achten, dass der Kompromiss von beiden Seiten akzeptiert wird und nicht eines der Kinder dauerhaft den Kürzeren zieht. Wie sie mit Konflikten umgehen, schauen sich Kinder auch von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen ab. Zimmermann: "Statt faires Verhalten nur zu predigen, ist es besser, wenn Erwachsene vorleben, wie sie sich konstruktiv mit anderen auseinandersetzen. Bei Streitigkeiten innerhalb der Familie sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen." Tipps für faires Streiten * Den anderen stets ausreden lassen und nicht unterbrechen. * Mit seiner Meinung nicht hinterm Berg halten. Damit ein Streit klärende Wirkung hat, sollte alles ausgesprochen werden, was zwischen den Kontrahenten steht. * Die andere Seite respektieren, auch wenn man selbst anderer Meinung ist. * Sachlich bleiben, wenn man zur Meinung des Streitpartners Stellung nimmt. * Nur auf die Sache eingehen und nicht den Streitpartner bewerten. Also nicht: "Es war so gemein, dass du mich versetzt hast", sondern: "Ich war enttäuscht, dass du mich nicht abgeholt hast." * Versuchen, auch einmal eine neutrale Position einzunehmen. Wie würde ein Außenstehender über das Gespräch denken? * Bei der Wahrheit bleiben. Falsche Behauptungen sind fehl am Platz. Quelle: psg |