Die Einsamkeit wird zu einem immer ernsteren Problem in unserer Gesellschaft. Nicht nur viele alte Menschen leben nach dem Verlust des Partners allein, auch immer mehr Junge wählen oder akzeptieren das Single-Dasein. Ein Mangel an körperlicher Nähe kann aber auch in einer Beziehung entstehen, speziell wenn Paare schon länger zusammen sind und im Alltag zärtliche Berührungen untergehen.

Die Kuschelpartys haben es sich zum Ziel gemacht, der Einsamkeit entgegen zu wirken und basieren auf dem Prinzip, dass sich fremde Menschen in entsprechender Atmosphäre und unter fachlicher Anleitung näher kommen und der Austausch von Zärtlichkeit möglich ist. Auch wenn es vielen Menschen befremdlich scheinen mag eine unbekannte Person auch nur zu umarmen, beweist der Erfolg dieser Partys, dass das Konzept aufgeht. Bis zu fünfzig Personen nehmen an Kuschelpartys teil, auf denen in bequemer Kleidung meist auf Matratzen am Boden oft stundenlang gekuschelt wird.

Gruppenkuscheln

Wie so viele außergewöhnliche Trends stammt die Idee zur Kuschelparty aus Amerika. Im Jahr 2004 lädt ein New Yorker Therapeutenpärchen Freunde in seine Wohnung ein und ruft zum Gruppenkuscheln auf. Zu dem Zeitpunkt hätten wohl auch die Veranstalter nicht geglaubt, wie begeistert die Idee in Folge in aller Welt aufgenommen wird. Die Kuschelpartys basieren auf der Erkenntnis, dass sich immer mehr Paare entfremden und durch Kuscheln, auch in der Gruppe mit anderen, wieder zu einer gesunden Körperlichkeit finden können.

Es bestehen heute die verschiedensten Varianten von Kuschelpartys, der prinzipielle Ablauf ist jedoch immer derselbe. Um sich mit den anderen Teilnehmern vertraut zu machen, werden unter Anleitung eines ausgebildeten Kuscheltrainers Übungen zur ersten Annäherung vollzogen. In der zweiten Phase folgt das Schaffen von körperlicher Vertrautheit durch kleine Berührungen, was schließlich zum gemeinsamen Kuscheln in der Gruppe führt. Wenn die erste Hemmschwelle erst einmal überwunden ist, folgt bei vielen schnell die Erkenntnis, dass auch fremde Menschen oft gar nicht so fremd sind.

Warum sollte jeder Mensch so viel wie möglich kuscheln?

Jeder der das Glück hat in einer liebevollen Partnerschaft zu leben, weiß, wie wohltuend das Kuscheln und die intensive körperliche Nähe zu einem anderen Menschen ist. Kuscheln macht uns zu glücklichen Menschen und reduziert so indirekt Stress und unterstützt die Heilung von Krankheiten. Außerdem wirkt das gegenseitige Berühren positiv auf unser Immunsystem und hat gerade für einsame Menschen eine nahezu therapeutische Wirkung. Ganz klar ist jedoch, dass bei ernsten psychischen Störungen die Kuschelparty nur Ergänzung zu einer Therapie sein kann, auf keinen Fall aber ihr Ersatz.

Wie kuschelt man richtig?

Für die Teilnehmer einer Kuschelparty gibt es feste Regeln, die von allen eingehalten werden müssen. Die körperliche Nähe zu Fremden ist ein sensibles Thema, das eines vorsichtigen Umgangs bedarf. Ganz wichtig ist: Kuscheln bedeutet auf keinen Fall Petting oder Sex, dazu sind die Kuschelpartys nicht da. Es geht um liebevolle, zärtliche Berührungen, auch Küsse sind erlaubt. Wenn man jemanden berühren will, muss man ihn erst um Erlaubnis fragen.

Jeder Teilnehmer kann klar JA oder NEIN zu einer Berührung sagen, wobei er seine Meinung auch ändern darf. Um Missverständnisse durch fehlgedeutete Gesten oder unklare Aussagen zu vermeiden, müssen Aussagen offen und deutlich getroffen werden. Hat man einen geeigneten Kuschelpartner gefunden, heißt es loslassen und die Nähe genießen. Emotionen, wie weinen oder lachen, sind dabei erwünscht und sollen die Seele von Ballast befreien. Miteinander kuscheln können Singles ebenso, wie Menschen die in einer Beziehung sind. Auch als Paar gemeinsam kann man Kuschelpartys besuchen, solange im Vorfeld offen über eventuelle Probleme gesprochen wird.

Informationen über Kuschelpartys in Wien, die von einer ausgebildeten Kuscheltrainerin abgehalten werden, finden sie unter: http://www.diekuschelparty.at.

Autorin: Claudia Wrumnig