Der „Achter“ und seine Tücken
Der Weisheitszahn - vom Zahnarzt „Achter“ genannt - tritt gewöhnlich zwischen dem 17. und 25. Lebensjahr aus dem Kiefer. Da sich das menschliche Kiefer im Laufe der Evolution verkleinert hat, findet er meist wenig Platz und wächst nur zu einem Teil heraus. Das kann Schmerzen verursachen. Hinzu kommt, dass Weisheitszähne bei der Zahnhygiene schwer zu erreichen sind und darum schnell von Karies befallen sein können, was weitere Schmerzen mit sich bringt. Da der Weisheitszahn die anderen Zähne abdrängt, sind außerdem Zahnfehlstellungen und Zahnwurzelschäden möglich.
Doch auch wenn der Zahn nicht zum Vorschein kommt kann er problematisch sein, denn es kann zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes kommen. Gewöhnlich muss er daher früher oder später entfernt werden. Wer gar keinen Weisheitszahn hat, darf sich also besonders glücklich schätzen. „Normalglückliche“ nennen einen bis vier dieser hintersten Backenzähne ihr Eigen. In selteneren Fällen kommen Weisheitszähne doppelt vor.
Die japanische Bezeichnung für Weisheitszahn bedeutet im Übrigen „den Eltern unbekannt“, weil er erst in einem Alter auftritt, in dem die Kinder bereits aus dem Elternhaus ausgezogen sind.
Die Operation: Ein notwendiger Selbstversuch
Es ist der dritte und für mich letzte Weisheitszahn, der noch raus gehört. Diesmal will es kein Zahnarzt machen, die Sache scheint schwierig, denn vom Ungetüm ist im Unterkiefer wenig zu sehen außer einer kleinen, bereits von Karies befallenen Fläche. Und nicht weit davon entfernt liegt der Unterkiefernerv. Eine heiklere Angelegenheit. Zumindest mache ich mir ein wenig Sorgen. Gelegentlich habe ich leichte Schmerzen. Der Gang in die Zahnklinik wird mir dringend empfohlen.
Nach einem Beratungs- und Aufklärungsgespräch erhalte ich dort einen Operationstermin beim Arzt meiner Wahl. Zwei Monate später, in denen mein Zahn glücklicherweise keine Aufmerksamkeit sucht, ist es so weit: Ich fühle mich in guten Händen und die Operation gestaltet sich nicht viel anders als erwartet. Die Injektion des Betäubungsmittels ist mit einem kurzen Schmerz verbunden. Danach spüre ich bei den Handgriffen des Arztes nur einen dumpfen Druck. Nachdem der Zahn entfernt ist, wird die Wunde mit einem Antibiotikumfaden genäht.
Für die nächsten Tage werden mir ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel verschrieben. Die Einnahme des Antibiotikums ist besonders wichtig: Es verhindert, dass sich die Wunde infiziert. Ein paar Stunden nach dem Eingriff habe ich zum ersten Mal Schmerzen. Die Wirkung des Betäubungsmittels lässt langsam nach. Die Wunde blutet noch und hört erst am nächsten Tag auf, doch leichte Blutungen sind normal. Auf meinen Morgenkaffee verzichte ich gern. Steigt der Blutdruck, kommt es nämlich eher zu Nachblutungen.
Die Wange schwillt stark an: Gegen die Schmerzen und die Schwellung wurde mir von Anfang an geraten, Eis bzw. Coolpacks aufzulegen. So bekomme ich meine, zum Glück ohnehin nicht übermäßigen Schmerzen relativ einfach in den Griff. Meine Ernährung stelle ich auf weiche Speisen um und versuche auch beim Essen zu viel Wärme zu vermeiden: Joghurt, Bananen, Suppen, Weißbrot, Fisch und Kartoffelpüree entpuppen sich für mich als ideal. Bei Milchprodukten ist allerdings Vorsicht geboten, erfahre ich später. Milchsäurebakterien wirken sich nachteilig auf die Wundheilung aus. Auch auf Alkohol und Nikotin sollte man deswegen unbedingt verzichten.
An den Tagen nach der Operation kann ich meine Zähne nur mit einer besonders weichen Bürste reinigen. Nach dem Essen spüle ich den Mund mit Kamillentee, der die Wunde beruhigt und desinfiziert. Nach fünf bis sieben Tagen der Schonung ist der Normalzustand beinahe wiederhergestellt. Die Nähte werden entfernt, die Schwellung ist fast abgeklungen. Kurze Zeit später lässt sich auch mein Mund wieder so weit öffnen wie vor der Operation. Die Sorge, dass mein Unterkiefernerv bei der Operation beschädigt werden könnte, ist gebannt. Man hat perfekte Arbeit an mir geleistet.
Autorin: Mag.a Angelika Stallhofer