Multiple Sklerose - die Krankheit mit den tausend Gesichtern In unseren Breiten ist sie die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems: Multiple Sklerose. Trotz beständiger Forschung wirft die bisher unheilbare Krankheit ungelöste Rätsel auf und viele Betroffene fühlen sich nach der Diagnose erst einmal völlig hilflos. Die MS ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). Mehr zum ThemaSie wird als Autoimmunerkrankung beschrieben. Das Immunsystem der Betroffenen greift das Myelin - die Schutzhülle der Nervenfasern- an, wodurch die Nervenübertragung vom Zentralen Nervensystem z.B. zur Muskulatur beschädigt wird. An diesen Stellen bleibt nach dem Abheilen der Entzündung eine Narbe zurück, daher der lateinische Name: Multiple Sklerose = „vielfache Verhärtung“ oder „viele Narben“. Die Krankheit ist bislang nicht heilbar. Sowohl die Ursachen, als auch die Auslöser der MS sind noch unklar. Im Ratgeber "Multiple Sklerose – das Leben meistern" erklärt die Autorin Doris Friedrich, Expertin und selbst Patientin, einige Grundlagen zur Multiplen Sklerose und gibt wertvolle Tipps zum Umgang damit im Alltag. Daten, Fakten, Spekulationen
Weltweit leiden etwa zwei Millionen Menschen an Multipler Sklerose (MS). Nach Epilepsie und Parkinson zählt sie zur dritthäufigsten neurologischen Erkrankung überhaupt. Bisher sind allerdings nur einige Daten zur Verbreitung klar: Die Krankheit tritt vorwiegend bei Menschen zwischen 20 und 40 Jahren auf, Frauen sind von der schubförmigen MS doppelt so häufig betroffen wie Männer. Prinzipiell geht man davon aus, dass die MS eine Autoimmunerkrankung ist, in deren Verlauf der Körper Entzündungsreaktionen gegen das eigene Nervengewebe entwickelt.
Die Ursachen sind immer noch nicht eindeutig erkannt, höchstwahrscheinlich treffen mehrere Faktoren zusammen. Eine Hypothese ist etwa, dass Viren die Erkrankung auslösen, es gibt aber auch die Annahme, dass gewisse genetische Faktoren für eine Neigung zur Entwicklung der MS verantwortlich sind. Die Autorin fasst die möglichen Faktoren folgendermaßen zusammen:
Krankheitsverlauf und Symptome
Bei den meisten Betroffenen verläuft die MS in Schüben, die dann zustande kommen, wenn die Entzündungsaktivität eine kritische Grenze überschreitet. Ein Schub verursacht bestimmte Symptome, die am Anfang meist fast vollständig wieder verschwinden, im weiteren Krankheitsverlauf steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die Störungen bestehen bleiben. Generell ist der klinische Verlauf der MS jedoch sehr variabel, genauso wie auch die Symptome. Das macht den Weg zur Diagnose oft lang. Trotzdem sind das Auftreten eines oder mehrerer Symptome typisch, wie etwa
Der Krankheitsverlauf der MS unterscheidet sich aber nicht nur in Bezug auf die Symptome individuell, sondern auch im zeitlichen Muster, in dem diese auftreten und es danach wieder zur Besserung kommt sowie in der Geschwindigkeit, in der die Behinderung zunimmt. In jedem Fall kann eine frühe Behandlung die Prognose verbessern.
Therapeutische Möglichkeiten
Der Ratgeber Multiple Sklerose – das Leben meistern gibt auch Informationen zur Therapie der Erkrankung. So werden die Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten während eines akuten Schubes, die Langzeittherapie mit Medikamenten, die das Immunsystem beeinflussen, und die symptomatische Therapie beschrieben, die dazu dient, Begleitbeschwerden zu verbessern, und auch nicht-medikamentös behandelt werden kann. Ergänzt werden diese Behandlungsmethoden durch eine Unterstützung im Bereich der Ernährung, Sport, Bewegung und Stressverminderung. Die Autorin widmet dem viel diskutierten Medikament Kortison besondere Aufmerksamkeit: während das Mittel - bei akuter Krankheitsaktivität verabreicht - die Dauer und Intensität der Attacken verringert, kann eine hochdosierte Therapie bei längerer Anwendung gravierende Nebenwirkungen haben: Gewichtszunahme, Knochenschwund, hoher Blutdruck, Augenschädigungen, Depressionen oder sogar Psychosen können die Folge sein. Außerdem steigt die Gefahr einer bakteriellen Infektion.
Leben mit der Diagnose
Ist die Diagnose gestellt, stehen die Betroffenen erst einmal vor einer Reihe von Fragen: Wie kann ich damit umgehen? Muss sich mein Alltag verändern? Kann ich noch reisen, Sport betreiben? Auch hier steht der Ratgeber mit kompetenten Antworten bereit. Die Autorin beschreibt die emotionalen Reaktionen, die auf den ersten Schock hin folgen, die Auswirkungen, die eine solche Diagnose auf die Familie haben und wie Betroffene einen Weg finden können, um damit umzugehen. Hervorgehoben wird vor allem eines: um mit ihr fertig zu werden, muss man akzeptieren, dass die Multiple Sklerose ein Teil des Lebens ist. So kann die Krankheit sogar zur Chance werden.
Fazit: Das Buch Multiple Sklerose – das Leben meistern ist ein sehr kompetenter Ratgeber für Betroffene. Besonders zeichnet ihn die Perspektive der Autorin aus, die als Mitarbeiterin in einer MS-Schwerpunktpraxis nicht nur eine Expertin, sondern auch selbst Patientin ist. Die komplizierten Reaktionen im Körper werden ebenso anschaulich beschrieben und bebildert, wie mögliche Therapien. Ebenfalls sehr hilfreich: Die Kapitel zum Leben mit der MS, wo Betroffene Tipps für den Alltag und dazu erhalten, wie sie selbst ihre Situation verbessern können. Ebenfalls gut ist das Bonusmaterial über MS-Studien und spezielle Tests.
Lesetipp: Doris Friedrich, Multiple Sklerose – das Leben meistern. Trias-Verlag, 2008.
Autorin: Mag.a Anne Wiedlack |