In unserem ersten Teil drehte sich alles um die Schulmedizin – jetzt ist die Naturheilkunde dran.

Reger Zulauf. Die Alternativ- bzw. Komplementärmedizin erfährt in den letzten Jahren immer mehr Zuwachs. Die Gründe dafür sieht die Autorin des Werkes unter anderem in

• der Entmenschlichung in der Schulmedizin
• der fehlenden Aufklärung durch die Ärzte und deren Mangel an Einfühlungsvermögen
• den hohen Erwartungen, die von der Medizin geschürt an Gesundheit und Wohlbefinden gestellt wird, und
• der allgemeinen Sinnsuche.
Die alternativen Heilmethoden gelten im Allgemeinen als sanft, harmlos und äußerst wirksam, selten findet sie kritische Gegner. Doch laut Dr. Hoffbauer ist weder ihr Nutzen, noch ihre Sanftheit erwiesen.

Wissenschaftliche Maßstäbe. Nun bedeutet ein fehlender Nachweis nicht automatisch, dass ein Arzneimittel die behauptete Wirkung nicht aufweist, nichtsdestotrotz fordert die Ärztin seriöse wissenschaftliche Prüfungen für jede Heilmethode. Sie wendet sich dabei vor allem gegen die Geschäftmache mit wirkungslosen oder gar gefährlichen Stoffen und Anwendungen. Mit einer naturwissenschaftlich, sehr rational orientierten Sichtweise kritisiert sie Annahmen und Überzeugungen aus der Naturheilkunde, der Traditionellen Chinesischen Medizin, der Ayurvedischen Medizin bis hin zur Homöopathie. Wie sehr sich die wissenschaftlichen Maßstäbe mit der traditionellen Denkweise fremder Kulturen vereinen lassen, bleibt jedoch fraglich.

Natürlich ist nicht gleich ungefährlich. Hervorzuheben ist mit Sicherheit ein Gerücht, das die Autorin aufdeckt: dass nämlich sanfte Mittel auch sanft wirken. Entschieden bringt sie viele Gegenbeispiele, wie etwa die Pestwurzelextrakte. Das Antimigränemittel verursachte in den letzten Jahren in Deutschland sechs Fälle mit teilweise lebensbedrohlichen Leberschäden. Dieselbe gefährliche Begleiterscheinung zeigten Kavain-haltige Arzneimittel, sodass sie im Juni 2002 vom Markt genommen werden mussten. Mögliche Nebenwirkungen natürlicher, so genannter „sanfter“ Heilmittel sollten also durchaus ernst genommen werden.

Energetische Scharlatanerie? Eines wird beim Lesen der Erkenntnisse von Dr. Hoffbauer klar: ihr naturwissenschaftliches Denken ist mit den Alternativmethoden aus der Chinesischen oder Ayurvedischen Medizin nicht vereinbar. Sie führt dies auf die naturphilosophische Basis dieser Behandlungsarten und komplementären Theorien, die von der Grundidee einer Lebensenergie ausgehen, und das Fehlen der von der westlichen Schulmedizin (!) anerkannten Wirkungsbelege zurück. Schließlich berechtigen Placebo-Effekte keine Empfehlungen von Therapien. Und trotzdem versetzt der Glaube manchmal tatsächlich Berge...

Autorin: Mag.a Anne Wiedlack