Karate, Judo, Jiu Jitsu, Aikido und Kendo zählen unter den japanischen Kampfsportarten, auch „Budo“ genannt, zu den bekanntesten Künsten. Der Oberbegriff „Budo“ grenzt sich vom traditionellen „Bujutsu“ ab, der reinen Kampftechniklehre. Zwar bedeutet auch Budo „Weg des Krieges“, wichtiger als das Ergebnis des Kampfes ist dabei aber das Innere des Kämpfers, sein Tun an sich, der Weg „Do“. Selbstverwirklichung und Selbstdisziplin traten mit der Entwicklung des Budo in den Vordergrund. Der Gegner sollte nicht mehr zerstört, sondern geistig besiegt werden, sodass er freiwillig aufgibt.
Karate: „Leere Hand“
Spricht man von „Karate“, spricht man von der Kampfkunst der „leeren Hand“. Schlag-, Stoß-, Tritt- und Fußfegetechniken sowie Hebel und Würfe entscheiden beim Karate über Sieg oder Niederlage. Hilfsmittel sind gewöhnlich nicht vorgesehen. Der eigene Körper dient als einzige Waffe, die trainiert werden muss, um Beweglichkeit und Schnellkraft zu erlangen. Einst zerschlugen die Kämpfer Ziegel oder Bretter, um ihre Gliedmaßen abzuhärten.
Heute ist man davon eher abgekommen. Karate wird heute nach wie vor zur Selbstverteidigung gelehrt, häufiger noch steht das Training aber im Zeichen des sportlichen Wettkampfs, der viele der traditionellen Techniken in die Schranken weist, um Verletzungen vorzubeugen. Das charakteristischste Merkmal des Kampfsports ist das Gürtelsystem. Wer es bis zum Karate-Meister bringen will, muss zunächst die neun Kyu-Grade (verschiedenfarbige Gürtel) absolvieren und kann danach die so genannte „Dan-Prüfung“, die Prüfung zum Schwarzgurt, ablegen.
Judo: „Sanfter Weg“
Judo basiert auf dem Prinzip „Der Klügere gibt nach“. „Der sanfte Weg“ des Nachgebens bereitet in diesem Fall keinerlei Nachteile, sondern führt gewöhnlich zum Sieg. Ein gewisser Minimalismus ist hier wesentlich: Mit minimalem Aufwand soll eine maximale Wirkung erzielt werden. Judo wird wie Karate ohne Waffen ausgeführt. Im Gegensatz zum Karate wird im Judo aber nicht geschlagen und getreten. Es kommen hauptsächlich Würfe, Fall- und Bodentechniken zum Einsatz. Der Entwicklung der Persönlichkeit wird großer Wert beigemessen: Körper und Geist müssen bestmöglich im Kampf eingesetzt werden. Die Beziehung der beiden Trainingspartner soll von Helfen und Verstehen geprägt sein, mit dem Ziel, das beide in ihren Fähigkeiten fortschreiten. Judo-Meister fühlen sich dieser Haltung auch im täglichen Leben verpflichtet.
Jiu Jitsu: „Sanfte Kunst“
Zu den Künsten der waffenlosen Selbstverteidigung zählt auch Jiu Jitsu. Wie Judo geht Jiu Jitsu vom Prinzip des sanften Kampfes aus. „Sanft“ bedeutet allerdings nicht, dass der Gegner mit Samthandschuhen angefasst wird: Gelehrt werden Schlagen, Stoßen, Treten, Würfe, Hebel und richtiges Fallen. „Sanft“ heißt vielmehr, dass keine große Menge an Kraft verschwendet werden muss. Es ist die Kraft des Angreifers, die gegen ihn verwendet werden soll. Charakter und Selbstbewusstsein des Kämpfers zu stärken, ist ebenso Ziel von Jiu Jitsu. Die erste Schule der „Kunst der Nachgiebigkeit“ wurde im 16. Jahrhundert von einem Arzt aus Nagasaki gegründet. Er nannte sie „Weidenschule“. Dazu bewogen haben soll ihn der Anblick von Ästen einer Kiefer, die unter der Schneelast brachen, im Unterschied zu Weidenästen, die sich so lange bogen bis der Schnee herunter fiel.
Aikido: „Weg zur Harmonie der Kräfte“
Aikido wird wie Judo und Jiu Jitsu aus einer defensiven Haltung heraus betrieben und stellt eine Synthese verschiedener Aspekte der Budo-Disziplinen dar. Hier gilt ebenso: Verteidigung ist besser als Angriff. Im Aikido stehen Abwehr und Absicherung im Vordergrund. Gelehrt werden daher zunächst Wurftechniken und das Festhalten des Gegners. Harmonie (Ai), Lebensenergie (Ki) und Lebensweg (Do) sind in dieser Kampfkunst vereint. Schließlich ist es der Energiefluss des Kämpfers, der zur Niederlage des Gegners führt, weshalb auch die Atemkraft trainiert werden muss. Die Angriffsenergie wird wiederum nicht geblockt, sondern zum Nachteil des Angreifers umgelenkt.
Kendo: „Weg des Schwertes“
Kendo ist die moderne Form der alten Schwertkunst der Samurai, „Kenjutsu“, und neben Judo eine der beliebtesten Sportarten in Japan. Kendo ist von zahlreichen Verhaltensregeln geprägt, die aus buddhistischen und konfuzianischen Lehren stammen. So ist die Übungshalle gemäß dem üblichen Begrüßungsritual mit einer Verbeugung zu betreten und wieder zu verlassen. Vor dem Üben muss eine kurze Phase der Meditation eingehalten werden. Respektvolles Verhalten gegenüber dem Gegner ist selbstverständlich und beinhaltet auch, dessen Ausrüstung nicht zu berühren oder zu übersteigen. Im Zentrum des Kendo steht die Einheit von Geist, Körper und Schwert. Ein gültiger Schnitt oder Treffer ist erst dann gegeben, wenn er mit Überzeugung ausgeführt wird, das heißt, wenn sich diese Einheit zeigt: Das Auftreffen des Schwertes muss von einem Stampfschritt (Körper) und einem Kampfschrei (Geist) begleitet werden. Auf Verteidigung wird im Kendo weniger Wert gelegt, im Vordergrund steht die Qualität des eigenen Schlages.
Autorin: Mag.a Angelika Stallhofer