Chinesische Kampfsportarten - Philosophie und Gesundheit Die Kampfkunst hat in China eine lange Tradition und ist mit vielen Legenden verwoben. Eingeführt wurde sie von einem Mönch, der im Shaolin-Kloster Übungen zur Stärkung von Geist und Körper entwickelte. Die Entstehungsgeschichte der Kampfkunst in China macht deutlich, dass es sich dabei nicht nur um Kampfformen und Selbstverteidigung handelt, sondern auch religiöse und philosophische Werte wie zB Gesundheit und Meditation eine bedeutende Rolle spielen. Es hat lange Zeit gedauert bis die chinesischen Kampfsportarten auch im Rest der Welt Bekanntheit erlangten. Erst in den 1970er Jahren verhalfen ihnen Filme und Serien, wie zum Beispiel die Fernsehserie Kung Fu, zu Ruhm. Die meisten Darsteller, wie etwa Bruce Lee oder Jackie Chan, hatten tatsächlich eine lange Kampfausbildung hinter sich. Das westliche Bild der chinesischen Kampfkünste ist dennoch von Klischees behaftet. Obwohl sich in China im Laufe der Jahrhunderte viele Kampfstile entwickelten, sind die heute vermittelten Formen „nur“ wenige hundert Jahre alt.
Aufgrund der Vielfalt an Kampfstilen ist eine Einteilung recht schwierig. Zu den bekanntesten Unterscheidungen zählen geografische Einteilungen, der Gegensatz zwischen äußeren und inneren Stilen und eine Dreiteilung nach den primären Aspekten der Kampfhandlung. Während regionale Stile nach den Bewegungsformen unterteilt werden bezieht sich der Unterschied zwischen außen und innen auf körperliche Stärke, Geschicklichkeit und Geschwindigkeit im Gegensatz zur inneren, mentalen Kraft Qi. Kritik an dieser Einteilung legitimiert sich durch die Tatsache, dass die wenigstens Stile streng in eine der beiden Kategorien passen, sondern meist beide Aspekte beinhalten. Die Unterscheidung nach dem Ziel der Kampfhandlung teilt die Stile in drei Kategorien ein. Zu der ersten zählen Kampfsportarten, wie Qigong oder Tai-Chi-Chuan, deren Ziel es ist den Körper mit Energie zu versorgen und die Gesundheit des Menschen zu bewahren. Die zweite Kategorie umfasst Kampfstile, die als reine Kunstform gelten und von den Vorführern akrobatische Leistungen erfordern. Die letzte Gruppe vereint schließlich Kampfsportarten, die auf sportlichen und kriegerischen Aspekten beruhen, wie zum Beispiel das Wing-Tsun.
Der Ausbildungsprozess unterscheidet sich von Stil zu Stil, er ist jedoch immer auf viele Jahre ausgedehnt. Grundsätzlich werden zu Beginn die Grundlagen des Stils vermittelt, wie gewisse Bewegungen und Techniken. Dabei spielt die Körperbeherrschung eine wichtige Rolle, aber auch Ausdauer, Geschicklichkeit und Kraft. Darauf folgt die Erlernung von verschiedenen Formen, die allein oder zu zweit geübt werden. Durch die oftmalige Wiederholung dieser einstudierten Choreografien soll die Technik verinnerlicht werden, deshalb werden die Formen zu Beginn auch langsam geübt. Zu den bekanntesten chinesischen Kampfsportarten zählen das Qigong und das Tai Chi, wobei zweiteres streng genommen eine Unterkategorie darstellt. Qi steht in China für die innere Energie, gong ist sinngemäß die Arbeit, Übung oder Fertigkeit. Tai Chi besteht aus langsamen Bewegungen, die dem Fließen des Ozeans gleichen. Ziel ist eine meditative Ruhe und die Aktivierung der Lebensenergie. Entspannung und geistige Stärke werden hoch bewertet. Das Tai Chi hilft dem Menschen die eigene Mitte zu finden und durch diese innere Ausgeglichenheit ein zufriedenes Leben zu führen. Qigong steht für Kampfkunststile, die auf Meditation und Entspannung aufbauen. Die Gesundheit des menschlichen Körpers steht im Vordergrund. Die Körperhaltung und Atmung werden gezielt trainiert, um einen Ruhezustand zu erreichen. Auch die Dehnung und Stärkung von Muskeln und Bändern spielt eine wichtige Rolle. In den Übungen setzt der Schüler seine Vorstellungskraft ein, indem er sich Bilder vorstellt. Qigong wird im Gegensatz zu Tai Chi allein geübt und ist einfacher zu erlernen. Zu den auf den Kampf und die Verteidigung ausgerichteten Stilen gehört der wohl bekannteste chinesische Kampfsport – das Kung Fu. Übersetzt bedeutet der chinesische Begriff soviel wie „etwas, das man durch geduldige oder harte Arbeit erreicht hat“. In China entspricht Kung Fu traditionell eigentlich nicht einem Kampfstil, sondern allen Fertigkeiten, die man sich durch Konsequenz erarbeitet und in Folge meisterlich beherrscht. Die westliche Verbreitung des Begriffs führte zu dessen Auffassung als Inbegriff des chinesischen Kampfsports schlechthin. Wing Tsun wurde der Legende nach von einer chinesischen Nonne erfunden und erweist sich besonders in der Selbstverteidigung als wertvoll. Die Übungen setzen auf die natürlichen Waffen des Körpers, wie Knie oder Ellbogen. Dadurch kommt es im Zweikampf nicht primär auf die Kraft an, sondern auf den gezielten Einsatz von Körperteilen.
Autorin: Claudia Wrumnig
Bewegung mit Kindern - Wichtig für die Entwicklung
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