Der vielseitig definierbare Begriff der Intuition ist vor allem in der Psychologie und Philosophie angesiedelt und beschreibt sozusagen ein direktes Begreifen ohne bewusstes Nachdenken.
Das Bauchgefühl ist somit das genaue Gegenteil vom logischen Verstand (welcher sich schrittweise an ein gesamtes Verständnis herantastet), indem es im Gegensatz dazu direkt das Ganze auf einmal erfasst. Ob nun die Intuition die reine Wahrheit widerspiegelt oder doch zu sehr von unserem subjektiven Empfinden gefärbt ist, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen.
Jedoch besonders in der heutigen Zeit, in der alles beweisbar, erklärbar und logisch nachvollziehbar sein muss, ist die Intuition ein wichtiges Hilfsmittel, um in scheinbar unlösbaren Situationen zu einem Ergebnis zu kommen. Doch kann man lernen, sein Bauchgefühl abzurufen und muss man sich auch in manchen Fällen dagegen entscheiden?
Charakteristisch für unsere Inspiration ist, dass sie immer spontan zu uns kommt. Sie ist also von unserem Willen unbeeinflussbar und entsteht aus den uns von unserem Gehirn zur Verfügung stehenden Daten, die wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben. Doch obwohl unser Bauchgefühl nicht abrufbar ist, wann wir es denn gern hätten, kann man zumindest ein paar Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich unser Bauchgefühl sozusagen eher heraustraut: sei es eine ruhige und entspannte Atmosphäre zu schaffen oder die Dinge, die uns beschäftigen, auch mal loszulassen.
Aber nicht nur im Alltagsgeschehen bezieht man Nutzen aus der Intuition. Schon vor Hunderten von Jahren wurden z.B. architektonische Meisterwerke erbaut, von denen bis heute nicht nachvollziehbar ist, wie diese höchst komplizierten Kunstwerke zustande gekommen sind.
In uns lagern also enorme Wissensschätze, wobei der logische Verstand nur einen kleinen Teil dieser ausmacht. Laut der Wissenschaft beruht dieser sechste Sinn auf Erfahrungen, die wir über die restlichen fünf Sinne wahrgenommen und gespeichert haben.
Schließlich wird unser Verstand tagtäglich von etwa 11 Millionen Sinneseindrücken pro Sekunde bombardiert, die wir nach 40 Sinneswahrnehmungen in andere Speicher umleiten, da wir nicht alle mit unserer Logik verarbeiten können. Unser Bewusstsein bekommt hiervon nichts mit, erst wenn dann ein Teil dieser Eindrücke plötzlich aufgerufen wird – intuitiv sozusagen. Das Erstaunliche dabei ist, dass wir in der passenden Situation auf die dazugehörige Information zurückgreifen können. Doch ist der Zugang zu diesem gespeicherten Wissen ausschließlich unserem Unterbewusstsein gestattet oder kann man auch bewusst Gebrauch davon machen?
Grundsätzlich trauen Menschen bei Entscheidungsfindungen ihrem analytischen Verstand mehr als ihrem sechsten Sinn, da wir logisch und rational erklärbaren Dingen mehr Vertrauen schenken, jedoch ist dies zum Teil ein Trugschluss. Denn unsere Intuition ist unser bester Ratgeber. Doch um diese zu erhalten, müssen wir auf unser bewusstes Wissen verzichten, denn gute Intuition verzichtet auf Information. Somit darf man, wenn man intuitiv handeln will, sich keine Gelegenheit geben, nachzudenken. Typisch dafür sind z.B. kritische Situationen wie Unfälle, in denen meistens ohne nachzudenken richtig gehandelt wird. So wird unser Bauchgefühl zu einem Berater unseres Verstandes, da es sich nicht auf Einzelheiten fixiert, sondern ganz von alleine die Zusammenhänge erkennt.
Also blind den Bauch entscheiden lassen? Wer sonst ein sehr rational denkender Mensch ist und doch lieber Einzelheiten analysiert, sollte nicht unbedingt sofort bei wichtigen Entscheidungen blind dem Bauch vertrauen. Jedoch kann man sich schrittweise mit seiner Intuition bekanntmachen, indem man ihr vorerst mal kleine Entscheidungen überlässt, um Vertrauen zu ihr zu gewinnen. Und nach und nach werden Sie vielleicht ihren sechsten Sinn ebenso zu schätzen wissen, wie Ihre anderen fünf dazugehörigen Sinne.
Autorin: Iris Schiffrer