Meditieren für Anfänger
Meditieren für Anfänger - Kein Grübeln, kein Lärm, kein Chaos
Meditation ist eine der ältesten und grundlegendsten Methoden, die darauf zielen, den Geist aus den Wirren des Alltags zu befreien. Wer im Besitz eines ruhigen und friedvollen Geists ist, zieht, so heißt es, das wahre Glück auf seine Seite. Nur wie fängt man den ruhelosen Geist, den nichts an einem Ort hält?
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Gefühle: Der Spielball unseres Denkens

Ein Leben, frei von Sorgen, Zweifeln und Stimmungsschwankungen käme allen Menschen gelegen. Zumindest ein Leben, in dem uns nichts so leicht aus der Ruhe bringen kann, denn oft reichen schon Kleinigkeiten aus, um unser Gleichgewicht zu seinem Nachteil zu beeinflussen. Ein falsch aufgefasstes Wort und die fröhliche Stimmung, die wir vom Frühstückstisch ins Büro gerettet haben, ist jäh verflogen. Abends bleibt noch einmal Zeit, das Gesagte zu analysieren, es als Vorwurf zu interpretieren und seinen Inhalt in jedem Fall persönlich zu nehmen. Der Verstand nährt sich gern von solchen Analysen und wehrt sich darum auch nicht gegen die schlechten Gefühle, die sein Grübeln verursacht. Unsere Stimmung ist oft ein willfähriger Spielball der äußeren Umstände. Noch häufiger aber ist sie der Spielball, mit dem sich unser Denken vergnügt.

Vom Nachteil des Denkens

Es zeichnet unsere Gedanken aus, dass sie gern um sich selbst kreisen. Sie kreisen um unsere Vergangenheit, um die Zukunft und wenn sie meinen, gefunden zu haben, was ihrer Vorstellung von Glück entspricht, lassen sie es nicht mehr los. Wird die Trennung davon eines Tages unvermeidlich, entstehen intensive Gefühle von Schmerz und Verlust. Glauben wir der Mehrzahl unserer Gedanken, hängt unser Wohlbefinden tatsächlich nur davon ab, ob wir die glücklichen Errungenschaften unseres Lebens behalten können. Die negativen Gedanken, die darum kreisen, haben meist ein so kraftvolles Eigenleben entwickelt, dass wir dieses Eigenleben gar nicht mehr wahrnehmen. Der Verstand funktioniert nicht mehr vollständig nur als Werkzeug, das wir zu unserem Vorteil nutzen, sondern immer mehr als die Instanz, die uns unglücklich macht. Ein positives Lebensgefühl, das relativ konstant und möglichst unabhängig von äußeren Einflüssen ist, bedarf besserer Voraussetzungen.

Durchatmen und „frei“ werden: Die Macht der Meditation

Meditation bedeutet nichts anderes, als Abstand von der Fülle der Gedanken zu gewinnen, die unseren Alltag, unsere Gefühle fest im Griff haben. Der Körper wird als Gefäß betrachtet, das voll von Gedanken und Gefühlen ist, die auf lange Sicht zu Krankheit oder Unwohlsein führen. Dieses Gefäß soll in der Meditation wieder Reinheit und Leere erfahren. Es zählt darum zu den Grundübungen des Meditierens, sich zunächst einen weißen Raum ohne Inhalt vorzustellen und jeden auftauchenden Gedanken mithilfe bewusster Atemzüge wieder fort zu schicken. Ganz zwanglos beobachtet der Meditierende seine Gedanken, lässt sie kommen und gehen, ohne ihnen nachzuhängen. Bereits damit ist die wichtigste Hürde genommen: Die Ohnmacht gegenüber unseren eigenen Gedanken. Wer seine Gedanken gehen lassen kann, hat die Kontrolle über sie zurück gewonnen.

Durch Bewusstheit und Konzentration kann er nun weiter in sein Inneres vordringen, in den Raum der Stille, den, so die Überzeugung der Meister, jeder Mensch in sich trägt. Angestrebt wird ein Zustand, in dem Gedanken keine Relevanz besitzen, das Bewusstsein jedoch höchst wachsam ist. Dieser Zustand soll mit dem Gefühl des momentanen Staunens im Alltag vergleichbar sein, mit dem Gefühl, gerade etwas erlebt zu haben, das man noch nicht in Worte fassen kann. Das höchste Ziel der Meditation liegt in der Erleuchtung, dem Gefühl völligem Eins-Seins mit sich und der Welt. Der Geist soll zu einer stillen Festung heranwachsen, die jeglichen äußeren Anfechtungen friedvoll standhält.

Sprachlos zur Ruhe kommen

Sich selbst – ohne äußeren Grund - für einige Momente sprachlos zu machen, kann schwieriger sein als gedacht. Der beste Anfang ist gemacht, sobald man in der Lage ist, sich selbst beim Denken oder Fühlen zu beobachten. Eine einfache, aber hilfreiche Frage ist: Was geht mir in diesem Moment durch den Kopf? Die Antwort darauf sollte schlicht und sachlich ausfallen. Die Ursachen des Grübelns oder das bittere Selbsturteil „Hör endlich auf, zu grübeln“ gedanklich weiterzuspinnen, wäre jetzt der falsche Weg. Je sachlicher man die Antwort betrachten kann, desto leichter ist es, sie wieder los zu lassen. Die Beobachterrolle befreit den Geist für einige Zeit von seinen Altlasten und Zwiespälten, seinen Hoffnungs- oder Angstfantasien für die Zukunft. Die Gedanken beschäftigen sich nur mit dem gegenwärtigen Moment, die Aufmerksamkeit gilt nur den Tätigkeiten des Augenblicks: dem Atmen, den Bewegungen (z.B. in der Tanzmeditation) oder dem Summen und der Schwingung, die dabei im Körper entsteht. Durch Meditation können wir bewusst eine Zeitspanne schaffen, in der wir keine Pläne haben, keine neuen Sorgen nähren oder an Vergangenem festhalten. Wir können „sein“, mit unseren Sinnen erleben, was da ist. Nicht mehr , nicht weniger. Denn manchmal brauchen wir eben nur eines: Stille.

Autorin: Mag. Angelika Stallhofer
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