Sicherheitsrisiko Gentechnik - Expertenvortrag Am 23. Februar 2010 hielt Frau Dr. Pusztai-Bardocz (International anerkannte Lebensmittelforscherin, Buchautorin und ausgezeichnet mit dem Friedenspreis 2009; Ungarn) einen Vortrag zum Thema „Sicherheitsrisiko Gentechnik“. Dr. Pusztai-Bardocz sowie ihr Mann Dr. Árpád Pusztai bekamen durch die Erforschung und vor allem durch die Publikation zum Sicherheitsrisiko der Gentechnik Redeverbot auferlegt und verloren ihre Anstellung im Rowett-Institute in Schottland.
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Zu Beginn des Vortrags stellte Herr Mag. Klaus Faißner (unabhängiger Journalist, Wien) sein Buch „Wirbelsturm und Flächenbrand – das Ende der Gentechnik“, bei dem Dr. Susan Pusztai-Bardocz als Co-Autorin wirkte, vor. Nach eigenen Angaben sei das Buch bei gebildeten Leuten sehr gut angekommen, sonst wurde es als zu wissenschaftlich empfunden. Im genannten Buch bezeichnet Herr Mag. Faißner die Gentechnik als das größte Problem, das auf uns zukommt. „Gentechnik gefährdet unser Essen, und essen müssen wir. Wir dürfen die Möglichkeit nicht verlieren, uns natürlich zu ernähren.“ (Mag. Faißner) In der Gentechnik existieren laut Herrn Mag. Faißner Fehleinschätzungen in der Bevölkerung, wie beispielsweise: „Man braucht sich eh keine Sorgen zu machen“ oder auf der anderen Seite „man kann es eh nicht ändern“. Dies sei aber nicht der Fall. „Gentechnik ist die Zerstörung der Lebensgrundlagen.“ (Mag. Faißner) Herr Mag. Faißner machte darauf aufmerksam, dass derzeit 15 Gentechnik-Pflanzen unmittelbar vor der Zulassung stehen. Damalig wollte die EU-Kommission Länder zum Anbau zwingen, doch der Widerstand der Bevölkerung war zu groß. Gensoja wird allerdings bereits verfüttert. 30 wissenschaftliche Studien zu diesem Thema zeigten besorgniserregende Ergebnisse. Die Entwicklungen richten sich allerdings glücklicherweise gegen die Gentechnik. Österreich wandte sich vor 13 Jahren mittels eines Volkbegehrens, einer Volksabstimmung dagegen, die Schweiz vor 5 Jahren ebenfalls.
Sowohl Frau Dr. Pusztai-Bardocz als auch ihr Mann mussten damalig das Rowett-Institute in Aberdeen/Schottland, wo sie als Chemiker tätig waren, verlassen, da sie im Bereich Gentechnik einige für das Institut negative Tatsachen ans Licht brachten. 1986 wird Árpád Pusztai an das schottische Institut berufen, um über die Techniken der Genmodifikation zu forschen und Sicherheitstests für gentechnisch veränderte Organismen zu entwickeln. Die 1998 von Dr. Pusztai veröffentlichen Forschungsergebnisse belegten, dass gentechnisch veränderte Kartoffeln das Immunsystem von Versuchsratten schädigen und das Organwachstum beeinflussen. Zwei Tage danach wird Dr. Pusztai auf politischen Druck hin suspendiert, der Zugang zu den Unterlagen seiner Studie wird ihm verwehrt und Redeverbot erteilt. Frau Dr. Pusztai-Bardocz und Dr. Árpád Pusztai stellten sich ihrer damaligen Tätigkeit am Institut die Frage, ob Pflanzen, bei denen ein Genom eingebracht wird, anders sind als gentechnisch veränderte Pflanzen, auch wenn sie gleich aussehen. „Auch wenn die Sicherheitsprüfung des Institutes angab, es handle sich um ein und dieselbe Pflanze, ist dies eindeutig nicht der Fall.“ (Dr. Pusztai-Bardocz) Durch ihre Ausbildung hatten Frau Dr. Pustai-Bardocz und ihr Mann die Möglichkeit, die Pflanzen chemisch zu untersuchen. Die Frage, ob eine Pflanze nach gentechnischer Veränderung gesund ist, mussten sie mit „Nein“ beantworten. Die Grundannahme des Rowett-Institutes in Schottland war, dass sich nach Einbringung eines Genoms auch nur ein Gen in der Pflanze verändert. Die chemische Untersuchung des Ehepaares führte jedoch zu dem Ergebnis, dass diese Annahme nicht stimmt. Alle Sicherheitsuntersuchungen passieren laut Dr. Pustai-Bardocz auf der Annahme einer sogenannten „Substitutionellen Equivalenz“. Dies bedeutet, dass bei den Pflanzen nach Genmanipulation kein Unterschied hinlänglich der Proteinenanzahl angenommen wird. Auch die Europäische Zulassungsbehörde gehe davon aus. Frau Dr. Pustai-Bardocz brachte ein amüsantes, aber auch erschreckendes Beispiel dieser Tatsache: „Ein blinder Mensch schießt DNA wie Pfeile mit Bogen in ein Genom. Allerdings führt dies bei ihm zu immer anderen Ergebnissen, je nachdem wohin er schießt, er sieht es ja nicht.“ Dieses Problem sei wissenschaftlich nicht sauber dokumentiert.
Als Professorin für Lebensmittelkunde und Ernährung in Ungarn stellte Frau Dr. Pustai-Bardocz noch eine zweite Studie aus 2010 vor. Im Rahmen dieser Studie wurde Reis drei Generationen lang angebaut. Von Generation zu Generation änderten sich der Vitamin E-Gehalt, der Proteingehalt sowie der Aminosäuregehalt. Es stellte sich im Verlauf der Studie die Frage, ob die Pflanze überhaupt noch einen Nährwert hat. „Ohne Nahrung können wir für Wochen oder Monate überleben, je nach Gesundheitszustand. Die Verschmutzung unserer Nahrung durch Chemikalien ist weit verbreitet und macht uns krank. Durch die gentechnischen Veränderungen wird unsere Nahrung mit fremden und künstlichen Genen verschmutzt, und ebenfalls privatisiert. Die Patente für unsere Pflanzen und Tiere sind im Besitz multinationaler Konzerne. Die Bauern haben kein Recht mehr, Saatgut zu besitzen, anzubauen oder mit anderen zu tauschen. Dieses wird ihnen nur für die Dauer des Anbauzyklus ihrer Feldfrüchte überlassen. Traurigerweise – und das zeigen unsere inzwischen berühmten oder berüchtigten Forschungsergebnisse – sind die Produkterprobungen dieser Firmen, deren Macht und Profite von der Herstellung dieses Saatgutes abhängen, unzureichend. Dies kann unerwartete Gesundheitsrisiken zeitigen. Zusätzlich zu unseren Forschungsergebnissen im Bereich der Nahrungsmittel gibt es einen weiteren Grund zur Besorgnis: die Risiken für unsere Umwelt durch Kreuzkontamination und genetische Verunreinigungen.“ (Dr. Pustai-Bardocz)
Zuletzt stellte sie eine Abschlussfrage, die zur Diskussion und zum Nachdenken anregen soll: „Die WTO versucht nach wie vor die Einfuhr von Gentechnik zu erzwingen. Hier zählen anscheinend mehr Konzerninteressen als menschliche Gesundheitsinteressen. Es gibt bereits 38 dokumentierte, gesundheitsschädliche Einflüsse in Bezug auf gentechnisch veränderte Nahrungsmittel. Sind Menschen nur Versuchskaninchen?“
Autorin: Mag. Vorauer Nicole |