Soundbar - Wien bewusst hören Ein neues Projekt möchte Wiens vielen Facetten kräftig Gehör verschaffen. Im Zuge der Recherchen für das Themenspecial „Unsere Sinne“ auf EnjoyLiving sind wir auch in den eigenen Reihen auf ein interessantes Projekt gestoßen: EnjoyLiving-Journalistin Eva Tinsobin lädt gemeinsam mit ihren Partnern Silvia Grillitsch und Franz Dorfner herzlich in die Soundbar ein. Die Idee Der Name „Soundbar“ ist Programm – Sounds Deiner Wahl, in Selbstbedienung zu konsumieren. Grundidee dahinter ist, mit vielen verschiedenen Puzzleteilen – Sounds – ein Gesamtbild und eine Identität von Wien in Form von Klängen zu schaffen. Eine Repräsentation der Geräusche Wiens also. Dies soll kontrastierend zur Dauerberieselung stattfinden – die Geräusche sollen einerseits gezielt ausgewählt und andererseits bewusst gehört und erlebt werden. „Die Stadt Wien kann man im Internet nur sehen oder lesen, maximal kann man sich klassische Musikstücke von österreichischen Komponisten anhören“, meint Eva Tinsobin. Seine Wurzeln hat das Projekt in der Ars Electronica in Linz, für welche Franz Dorfner bei einem Bewerb 23 Geräusche aus den einzelnen Wiener Bezirken zu einem Musikstück geformt hat. Ohren auf! Warum setzt das Projekt Soundbar gerade auf den Hörsinn? Weil nur Geräusche die Phantasie anregen und ein Bild von Wien in den Köpfen erzeugen können, ist das Team der Soundbar überzeugt. Die Soundbar nutzt zwar selbst ein visuelles Medium, setzt sich aber dennoch visueller Dominanz entgegen. Auditorium Und wer ist nun die Zielgruppe der Soundbar? Gefragt sind „aktive KonsumentInnen“, die sich auf bewusstes Hören einlassen und ihr Einfallsreichtum einsetzen möchten. Die Sounds Was genau wird denn nun alles an der Soundbar serviert? Einerseits kommen Liebhaber des Elements Wasser auf Ihre Kosten. Aber auch Events wie die EM 2008 in Wien oder das alljährliche Maifest im Prater sind mit von der Partie. Außerdem Kirchen, Märkte, U-Bahn, Alte Donau, Multi-Kulturelles und vieles mehr. Aber U-Bahnen beispielsweise gibt es doch anderswo auch? „Wir glauben, dass es in Wien anders klingt“, stellt Eva Tinsobin überzeugt fest. „In Wien hat es eine eigene Atmosphäre.“ Darüber hinaus kann man Geräuschen lauschen, die es „live“ gar nicht mehr gibt: die alten Kassen in der Trabrennbahn Krieau zum Beispiel. „Geräusche sind vergänglich“, meint Franz Dorfner. Oder aber sie ändern sich im Laufe der Zeit. Wirklich einzigartige und unvergängliche Klänge wie die der Ankeruhr oder Pummerin könne man nur mehr an einer Hand abzählen. Und so hat die Soundbar für die Zukunft wohl noch eine weitere Funktion: Geräusche und Klänge zu archivieren, um auch das alte Wien in den Köpfen zu neuem Leben erwachen zu lassen. Wie kommt das Team nun zu den ganzen Sounds? Meine romantische Vorstellung von einem kleinen Aufnahmegerät, das man immer in der Tasche mit dabei hat und mit dem man durch Wien zieht, um Momentaufnahmen einzufangen, wird jäh enttäuscht. „Da steckt viel Technik dahinter …“ Daher, die Geräusche werden zuvor im Team überlegt und dann in möglichst hoher Qualität gezielt aufgenommen. Natürlich kommt es bei der Auswahl im Team auch zu Meinungsdifferenzen. Soll man nun gurrende Tauben aufnehmen? Und bellende Hunde? Irgendwie gehören die ja definitiv zu Wien dazu ... Aber wer will sich das freiwillig anhören? Nun, typische Teamarbeit eben... Die gewählten Sounds jedenfalls werden anschließend von Franz Dorfner aufgenommen, geschnitten und bearbeitet. Für die Webapplikationen zeichnet Silvia Grillitsch verantwortlich. Die redaktionelle Betreuung schließlich übernimmt Eva Tinsobin. Begleitend zu den Sounds gibt es auf der Website zu jedem Sound nämlich ein kleines Photo sowie einen Soundblog mit einer Beschreibung in ein bis zwei Sätzen, damit man bei Bedarf den Ort auch selbst besuchen und erleben kann. Neugierig geworden? Dann hören Sie doch gleich mal rein … unter www.soundbar.at Pro Monat soll es zunächst etwa fünf neue Sounds geben. Ist Ihr Interesse für den Hörsinn geweckt? Dann kann ich Ihnen noch folgende Lektüre empfehlen: „Vom Geräusch zum Lärm – zur Geschichte des Hörens im 19. und frühen 20. Jahrhundert“ vom Wiener Stadtforscher Peter Payer. Erhältlich unter folgendem Link: http://www.stadt-forschung.at/downloads/Geraeusch_zum_Laerm.pdf Auf seiner Website gibt es auch noch viele andere Sinne zu entdecken: http://www.stadt-forschung.at/start.html Viel Vergnügen wünscht Ihnen Autorin Cornelia Auer |