Das Gleichgewicht - der sechste Sinn
Das Gleichgewicht - der sechste Sinn
Unsere fünf Sinne spielen eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Ebenso bedeutend ist auch unser Sinn für das Gleichgewicht, der manchmal als sechster Sinn bezeichnet wird.
Das Gleichgewicht  - der sechste Sinn
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Ohne unseren Gleichgewichtssinn wären wir, im wahrsten Sinne des Wortes, aufgeschmissen. Die gerade Körperhaltung und die Orientierung im Raum funktionieren nur, wenn unser Empfinden für das Gleichgewicht richtig ist. Außerdem unterscheiden wir oben und unten, legen Winkel fest und stufen die Drehbewegungen unseres Kopfes in alle Richtungen ein. Alle diese Funktionen sind für unsere Wahrnehmung von großer Bedeutung.

Das Gleichgewichtszentrum

Das Zentrum des Gleichgewichtssinnes befindet sich im Innenohr, genauer gesagt in der Hülle des so genannten Labyrinthes. Dieses Zentrum, Vestibulapparat genannt, ist über einen Hirnnerv mit dem Kleinhirn verbunden. Fast alle Lebewesen besitzen einen Gleichgewichtssinn, nicht bei allen liegt dieser aber, wie beim Menschen, im Ohr. Die Informationen aus dem Gleichgewichtszentrum allein genügen noch nicht, um unsere genaue Lage im Raum zu definieren. Für den Gesamteindruck spielen auch Augen, Ohren und die anderen Sinne eine wichtige Rolle.

Es sind also mehrere Informationen für das Gehirn nötig, um Gleichgewicht und Orientierung herzustellen. Diese Tatsache unterscheidet den Gleichgewichtssinn von anderen Sinnen. Außerdem erleben wir in Bezug auf das Gleichgewicht die meisten Wahrnehmungen nicht bewusst. So korrigieren wir etwa ein Stolpern, lange bevor wir es bewusst als solches wahrnehmen. Wir reagieren sozusagen instinktiv richtig auf die mögliche Gefahrensituation.

Die faszinierende Logik unseres Gleichgewichts

In unserem Ohr befinden sich kleine Steinchen, die so genannten Ohrsteine. Sie bestehen aus Kalziumcarbonat-Kristallen. Ist der Körper in Bewegung, wackeln auch die Steinchen hin und her. Wenn wir etwa unsere Lage vom Stehen oder Sitzen ins Liegen ändern, purzeln die Steine im Ohr. Durch ihre Position in der gallertartigen Hülle des Innenohres verzerren sie bei Richtungsänderung dieselbe.

In dieser Hülle wachsen auch feine Haare, die bei Bewegung ebenfalls verbogen werden. Sie erfüllen ihre Funktion als Zellen und leiten bei Krümmung einen elektrischen Impuls an das Gehirn weiter. Dieser ganze Vorgang hat in unserem Bewusstsein eine einfache Folge: die Erkenntnis, dass sich die Körperlage geändert hat. Solange wir liegen bleiben, ändert sich auch nichts an der Lage der Steinchen. Erst durch eine erneute Bewegung wird wieder ein Impuls an das Gehirn gesendet.

Dieses faszinierende Prinzip funktioniert auch bei unserem Drehsinn. Hier ist eine weiche Flüssigkeit für das Auslösen der Reize verantwortlich. In ihr wachsen ebenfalls feine Haarzellen, die den Impuls an das Hirn weiterleiten. Wenn wir unseren Kopf drehen, gerät die Flüssigkeit mitsamt den Härchen in Bewegung und signalisiert die Richtungsänderung.

Sinnestäuschungen

Im Normalfall arbeiten der Gleichgewichtssinn und die anderen Sinnen zusammen und liefern die gleichen Informationen. Es gibt aber Situationen, in denen zum Beispiel das Auge gegensätzliche Aussagen an das Hirn liefert. Dieses steht dann vor dem Problem der Auswertung dieser Unstimmigkeit. Ein solcher Fall tritt beispielsweise im Flugzeug auf: Die Augen melden die Ruhestellung des Körpers, bei Schwankungen des Flugzeuges erkennt das Gleichgewichtssystem jedoch Richtungsänderungen. Das Gehirn ist folglich unschlüssig, welche Information richtig ist und bescheinigt ein Schwindelgefühl.

Das ist die Erklärung dafür, warum man sich in Flugzeugen, Schiffen und anderen Fahrzeugen schnell unwohl fühlt. Die gleiche Situation tritt ein, wenn man im stehenden Zug einen Fahrenden beobachtet. Das Hirn ist verwirrt durch gegensätzliche Information aus Gleichgewicht und Auge – als Folge wird uns flau im Magen.

Auch Betrunkene haben bekanntlich ein Problem mit dem Gleichgewicht. Einerseits beeinträchtigt der Alkohol das Kleinhirn und somit die Informationsverarbeitung, andererseits stört er den Drehsinn. Deswegen ist bei Betrunkenen die Koordination der Bewegungen gestört und sie empfinden eine ständige Drehbewegung, selbst wenn der Betroffene schon im Bett liegt.

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Autorin: Claudia Wrumnig

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